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Rote Augen werden mit wenig Schlaf assoziiert, die Expertin warnt trotzdem vor Weißmachern.

Foto: dpa - Bildfunk

Ein Signal, das Bildschirmarbeiter ans Blinzeln erinnert. Eine Massage, mit der das Fett aus dem Lidrand massiert wird. Klingt beides skurril, gibt es aber wirklich. Es sind Methoden, mit einem der häufigsten Probleme im winterlichen Büroalltag umzugehen: trockenen Augen.

Der Hintergrund: In geheizten Räumen ist die Luftfeuchtigkeit oft zu niedrig, die Tränenflüssigkeit verdunstet dadurch rasch. Die Augenoberfläche trocknet aus. Ein Jucken und Brennen stellt sich ein, oft auch ein Fremdkörpergefühl und gerötete Augen. Obwohl die Benetzungsstörung des Auges sich – wenig originell – "trockenes Auge" (oder Sicca-Syndrom) nennt, kann auch ein tränendes Gefühl zu den Symptomen zählen, berichtet Jutta Horwath-Winter, Leiterin des Spezialbereichs für Benetzungsstörungen der Augenklinik der Medizinischen Universität Graz: "Die Augenoberfläche trocknet trotzdem aus, denn der Tränenfilm vor der Hornhaut ist nicht stabil."

Und das Sicca-Syndrom tritt immer häufiger auf: Nicht nur fehlende Luftfeuchtigkeit, auch Arbeiten am Computer begünstigen Augenreizungen. Wer auf einen Bildschirm starrt, der blinzelt seltener. Dabei hat das Blinzeln wichtige Funktionen: Es verteilt den Tränenfilm regelmäßig und setzt das Fett vom Lidrand frei, das für die äußere Schicht des Tränenfilms am Auge verantwortlich ist. Diese Schicht sorgt dafür, dass die Tränenflüssigkeit nicht so schnell verdunstet. Besonders gefährdet sind übrigens Kontaktlinsenträger und ältere Menschen. Frauen im Wechsel neigen aufgrund ihres veränderten Hormonhaushalts zu trockenen Augen, aber auch Menschen, die Rheuma oder andere Autoimmunerkrankungen haben, sind betroffen.

Ab in die Apotheke

Wenn es dann erst einmal kratzt, können Tränenersatzmittel rasch Abhilfe schaffen. Viele lassen sich in der Apotheke beraten. Das ist zwar grundsätzlich in Ordnung, sagt Horwath-Winter, sie rät aber dann zum Arztbesuch, wenn die Beschwerden andauern. Der Augenarzt kann nämlich andere Ursachen, etwa Allergien und Entzündungen, ausschließen und außerdem untersuchen, wie viel Tränenflüssigkeit vorhanden ist und wie Tränen- und Fettfilm beschaffen sind. Stellt sich beispielsweise heraus, dass zu wenig Fett freigesetzt wird, könnte die erwähnte Lidrandmassage helfen – eine Technik, die die Expertin auch zur Vorbeugung empfiehlt. Dabei werden erst warme Kompressen gemacht, dann der Lidrand massiert – der Augenarzt kann vorzeigen, wie es geht.

Horwath-Winter warnt vor Augentropfen, die Konservierungsmittel enthalten: Diese könnten auf Dauer das Auge schädigen. Auch von sogenannten Weißmachern rät sie ab: Diese frei verkäuflichen Tropfen verengen die Gefäße, das gerötete Auge wird dadurch in Windeseile weiß. "Dieser Effekt ist natürlich sehr erwünscht, da gerötete Augen damit assoziiert werden, dass jemand wenig geschlafen hat oder traurig ist", sagt Horwath-Winter. Das Problem: Die Wirkung lässt nach ein paar Stunden nach, die Augen werden fallweise röter als zuvor, und das Auge wird mit der Zeit immer trockener. "Weißmacher haben keinen Platz in der Behandlung eines trockenen Auges", stellt die Expertin klar.

Permanente Sehverschlechterung

Obwohl das "trockene Auge" in den meisten Fällen ohne Komplikationen verläuft, kann eine Benetzungsstörung auch Folgen haben – dann nämlich, wenn es zu einer Schädigung der Augenoberflächenzellen kommt. Im schlimmsten Fall droht eine permanente Sehverschlechterung, warnt Horwath-Winter. Für die meisten Betroffenen ist das Sicca-Syndrom aber vor allem eines: ziemlich unangenehm.

Und es schränkt die Lebensqualität sowie die Produktivität im Berufsalltag erheblich ein: In den USA wurde vor einigen Jahren erhoben, welche Kosten durch trockene Augen für das Gesundheitssystem verursacht werden. Diese waren beträchtlich. Horwath-Winter wünscht sich daher Maßnahmen der Unternehmen. Dazu gehöre ein angenehmes Raumklima mit ausreichend Luftfeuchtigkeit, aber auch, dass die Angestellten bei der Computertätigkeit Pausen einlegen, in denen das Auge entspannt wird, indem bewusst auf eine andere Distanz geschaut wird. In Pausen soll auch bewusst geblinzelt werden, "zuerst locker, dann forcierter".

Auch eine gesunde Ernährung mit vielen Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr können gegen trockene Augen helfen – und vielleicht ja auch eine App. (Franziska Zoidl, derStandard.at, 23.1.2015)