Gütersloh - Bei der Beschäftigung von Frauen liegt der Osten Deutschlands nach wie vor deutlich vor dem Westen. Im Jahr 2012 lag die Frauenbeschäftigungsquote in den neuen Ländern bei 57,9 Prozent und in den alten Ländern bei 50,9 Prozent, wie eine am Mittwoch von der Bertelsmann Stiftung vorgelegte Studie ergab. Der Abstand vergrößerte sich sogar trotz eines Anstiegs im Osten und Westen.

Von 2006 bis 2012 stieg die Beschäftigungsquote der Frauen im Osten von 50,9 Prozent auf 57,9 Prozent, im Westen von 45,8 Prozent auf 50,9 Prozent. Die Differenz zwischen den neuen und den alten Bundesländern erhöhte sich damit von 5,1 auf 7,0 Prozentpunkte. Die Quote gibt an, wie viel Prozent der weiblichen Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren am Wohnort als sozialversicherungspflichtig beschäftigt gemeldet sind.

Spitzenreiter unter den Bundesländern ist Sachsen mit einer Frauenbeschäftigungsquote von 58,5 Prozent, gefolgt von Brandenburg und Thüringen mit jeweils 58,0 Prozent. Die geringsten Quoten unter den Flächenländern weisen das Saarland mit 47,2 Prozent und Nordrhein-Westfalen mit 47,5 Prozent auf, gefolgt von Niedersachsen (50,4 Prozent) und Rheinland-Pfalz (50,6 Prozent).

Unterschiedliche Rollenbilder

Von den bundesweit 295 Landkreisen liegen 80 Westkreise am Tabellenende, bei den 106 kreisfreien Städten sind es 54 West-Städte. Deutschlandweit liegt die Beschäftigungsquote der Frauen mit 51,8 Prozent noch immer deutlich hinter derjenigen der Männer mit 59,2 Prozent.

Die Bertelsmann Stiftung führte die Unterschiede zwischen Ost und West auch auf unterschiedliche Rollenbilder zurück. "Die Ost-Rollenbilder waren sehr lange egalitär geprägt - also beide Geschlechter in der Regel berufstätig", erklärte Programmdirektorin Kirsten Witte. Im Westen sei dieses gleichberechtigte Doppelverdiener-Modell dagegen weniger stark verbreitet. Hier sei meist der Mann der Hauptverdiener.

Stiftungsvorstand Brigitte Mohn warnte zudem, niedrige Beschäftigungsquoten erhöhten das Risiko von Altersarmut bei Frauen. Die Stiftung verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, dass unterbrochene Erwerbsbiografien oder das niedrigere Lohnniveau zu geringeren Einzahlungen in die Rentenkassen und damit zum Risiko einer Altersarmut beitrügen.

Kritik an schlechteren Bedingungen

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) kritisierte, die Bedingungen für Frauen seien im Westen schlechter. "Besonders in Westdeutschland fehlen Frauen häufig immer noch die notwendigen Rahmenbedingungen, um einer finanziell ausreichenden Berufstätigkeit nachgehen zu können", erklärte der AWO-Vorsitzende Wolfgang Stadler. So werde sich ohne eine verlässlich gute Kinderbetreuung in Kita und Schule auch am Nachmittag an der geringen Berufstätigkeit der Frauen nichts ändern.

Auch die frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ulle Schauws, forderte Rahmenbedingungen wie eine bessere Kinderbetreuung oder partnerschaftliche Arbeitszeiten. Damit könnte auch dem drohenden Fachkräftemangel sowie der Gefahr der Altersarmut von Frauen entgegengesteuert werden, erklärte Schauws. (APA/AFP, 16.1.2015)