Media Affairs beobachtet und analysierte ein Jahr lang, wo und wie für Gleichberechtigung relevante Themen vorkommen.

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Frauenpolititk - liegt zwischen Schulsystem und Familie im hinteren Feld.

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Die SPÖ trägt Frauenpolitik in den Medien am stärksten, hat aber im Vergleich zu 2013 etwas abgenommen.

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Wer berichtet über Gewalt gegen Frauen, Gleichberechtigung, den Frauenanteil in der Forschung oder über Abtreibung? Und welche Partei trägt diese Themen in die Medien? Mit der Studie "Frauenpolitik und Medien 2014" erhob die Agentur Media Affairs erstmals die Berichterstattung über frauenpolitische Inhalte in den Tageszeitungen DER STANDARD, "Die Presse", "Kurier" und "Kronen Zeitung" über den Zeitraum von einem Jahr. Die Inhalte wurden entsprechend der jeweiligen medialen Reichweite ausgewertet, um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit abbilden zu können. 2013 wurden bereits quartals- und anlassbezogen (Nationalratswahl) Analysen durchgeführt und ermöglichen so einige Vergleiche mit den aktuellen Ergebnissen. Hier zeigen sich etwa ein thematischer Umschwung und eine geringere frauenpolitische Präsenz der SPÖ und vor allem der Grünen.

Generell liegt Frauenpolitik im Themenranking im hinteren Bereich. Ganz vorne lagen im vergangenen Jahr Berichte über Parteipolitik (zum Beispiel Umbrüche in der ÖVP, SPÖ-Parteitag), Steuern und die Hypo Alpe Adria mit 600.000 bis 450.000 Wörtern. Im mittleren Bereich fanden sich Asyl und die Pensionen. Mit knapp 65.000 Wörtern befindet sich Frauenpolitik zwischen den Themen Schulsystem und Familie im hinteren Teil des Feldes.

Spitzenreiter: Frauenquoten und Sprache

Der Fokus auf Frauenpolitik mit allen Teilbereichen – von Frauenquote über Sexismus bis zur Frauengesundheit – zeigt im vergangenen Jahr eine völlig andere Gewichtung als noch bei der Nationalratswahl 2013: Während Frauenpensionen damals das einzige frauenpolitisch relevante Thema waren, bildeten sie 2014 das thematische Schlusslicht. An ebenso unterrepräsentierter Stelle stehen die Gehaltsschere (156 Wörter) und Frauen auf dem Arbeitsmarkt (121 Wörter). Spitzenreiter sind wenig überraschend Frauenquoten in der Politik (mehr als 20.000 Wörter) und geschlechterneutrale Sprache (etwa 13.000).

Eine deutliche Veränderung zeigte sich in der Frage, wer frauenpolitische Themen in die Medien bringt: Die SPÖ, Partei von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, war mit 58 Prozent zwar noch stärkste Repräsentantin, die Daten aus dem Jahr 2013 wiesen ihr allerdings noch zehn Prozentpunkte mehr aus. Studienleiterin Maria Pernegger führt das auf Heinisch-Hoseks zusätzliche Funktion als Bildungsministerin im Jahr 2014 zurück: "Angesichts von Bifi-Datenleck oder Pannen bei der Zentralmatura war es schwer, noch eine starke Medienpräsenz als Frauenministerin halten zu können."

Frauenpolitische Wortspenden

Die ÖVP wiederum verdanke ihre stärkere Präsenz mit frauenpolitischen Themen Familienministerin Sophie Karmasin. 2014 wurde Frauenpolitik in den Medien zu 26 Prozent von der ÖVP besetzt, die Zahlen von 2013 wiesen ihr noch elf Prozent aus.

Drastisch haben hier die Grünen verloren. Nur vier Prozent der Frauenpolitik in den Medien kamen im vergangenen Jahr von den Grünen, 2013 waren es noch 18 Prozent. Mit ihren frauenpolitischen Wortspenden liegen sowohl die grüne Frauensprecherin Berîvan Aslan als auch die einzige Parteichefin Österreichs, Eva Glawischnig, im letzten Drittel. Als Person transportierte Gabriele Heinisch-Hosek Frauenpolitik am stärksten, gefolgt von Sophie Karmasin und der ehemaligen oberösterreichischen SPÖ-Frauenchefin Sonja Ablinger.

Die dichteste Berichterstattung über frauenpolitische Inhalte lieferten 2014 die "Presse" und DER STANDARD, auf Platz drei lag der "Kurier". Deutlicher Nachzügler ist die "Kronen Zeitung". (beaha, DER STANDARD, 22.1.2015)