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Erste Rektorin der WU: Edeltraud Hanappi-Egger.

Foto: APA/GLORIA WARMUTH

Es ist eine hübsche Pointe in der österreichischen Hochschulgeschichte, dass die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien am 1. Oktober 2015, auf den Tag genau nach 117 Jahren, in denen sie von Männern geleitet wurde, eine Rektorin bekommt, die sich mit Gender- und Diversitätsforschung sowie feministischer Ökonomie befasst: Edeltraud Hanappi-Egger wird Christoph Badelt nachfolgen und die 1898 als "k. k. Exportakademie" gegründete WU (22.800 Studierende, 2100 Mitarbeiter) führen.

Wenn eine die Mechanismen erklären kann, warum eine Institution über ein Jahrhundert männlich regiert war, dann die Autorin des Buches The Triple M of Organizations: Man, Management and Myth. Darin beschreibt Hanappi-Egger, die seit 2004 an der WU Professorin für "Gender und Diversität in Organisationen" ist, wie "Maskulinitätskonstruktionen" alte biologistische Argumentationsmuster ersetzen und Unternehmenskulturen noch immer nach männlichen Idealen prägen.

Eine Anekdote aus ihrer Biografie zeigt, dass die mathematisch sehr interessierte Burgenländerin selbst mit den dümmsten Klischees konfrontiert wurde, als sie an der TU Wien Informatik studierte. Mädchen und Informatik?! Einen Studienkollegen irritierte das so, dass er allen Ernstes fragte: "Warum studierst du eigentlich Technik, du bist doch gar net schiach."

1990, nach einem Forschungsaufenthalt in Stockholm, wurde die IT-Expertin promoviert. Das Thema ihrer Dissertation war "Datenschutz versus Informationsfreiheit". Sechs Jahre, ein Apart-Stipendium der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Auslandsaufenthalte in Toronto und Oslo später folgte die Habilitation.

2002 Wechsel von der TU an die WU, wo sie auch neben Lehre und Forschung sehr engagiert war. Die mit TU-Wien-Professor Hardy Hanappi, dem Sohn des legendären Fußballers Gerhard Hanappi, verheiratete Mutter eines 17-jährigen Sohnes wird als "ein im umfassenden Wortsinn politischer Mensch" beschrieben, der wisse, "wie man Dinge durchbringt". Da Uni-Politik vor allem auch Gremienarbeit bedeutet, trifft es sich gut, dass die Rektorin in spe zu ihren besonderen Interessen unter anderem "Mitgliedschaft in Gremien" zählt. So amtierte sie etwa als Vorsitzende des Verbandes der Professorinnen und Professoren der WU und des Senats oder als Direktorin für das Masterprogramm. Wenn noch Zeit für "Freizeit" bleibt, dann nutzt sie die für Sport, Literatur und "ein bisschen Gitarre spielen". (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 28.1.2015)