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"Die Beraterinnen informieren über gesetzliche Fragen, zeigen Möglichkeiten aus der Gewalt auf und vermitteln an Beratungsstellen und Frauenschutzeinrichtungen."

Foto: dpa/Uli Deck

"Frauenrechte = Menschenrechte", diese Gleichung macht im ersten Moment stutzig: Frauen sind Menschen, also gelten Menschenrechte auch für Frauen. Warum also betonen, dass Frauenrechte Menschenrechte sind? Die Erfahrung zeigt leider, dass viele Menschenrechtsverletzungen an Frauen nicht als solche wahrgenommen werden. Vor allem dann, wenn sie im Privaten, in der Familie stattfinden. Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, wird oftmals ihr Recht auf physische und psychische Unversehrtheit, ihr Recht auf Freiheit und Sicherheit, ihr Recht auf Gesundheit und in den schlimmsten Fällen sogar ihr Recht auf Leben genommen.

Eine von fünf

Eine von fünf Frauen ist in Österreich ab ihrem 15. Lebensjahr mindestens einmal von physischer und/oder sexueller Gewalt betroffen. Das zeigen die Ergebnisse der Studie der Europäischen Grundrechtsagentur, die im März 2014 veröffentlicht wurde. Jede fünfte Frau bedeutet, dass in einem gut besuchten Lokal mit hoher Wahrscheinlichkeit eine der weiblichen Gäste schon einmal von Gewalt betroffen war. Gewalt an Frauen passiert hier, in Österreich, Tag für Tag. Sie kann nicht abgetan oder weggeredet werden. Für die Arbeit in Frauenhäusern sind diese Studienergebnisse wesentlich: Einschätzungen über das hohe Ausmaß von Gewalt an Frauen in Österreich können nicht länger als subjektive, effekthaschende Übertreibungen abgetan werden. Sie müssen als massive Menschenrechtsverletzungen ernst genommen werden, von Politik und Gesellschaft.

Helfen statt wegschauen

Der Weg in ein gewaltfreies Leben braucht Mut und Kraft, besonders dann, wenn die Gewalt vom Partner ausgeht. Psychische und finanzielle Abhängigkeiten spielen dabei häufig eine große Rolle. Und auch für das Umfeld ist es oftmals schwierig, Hilfe anzubieten, auch aus Scheu vor dem Wie. Viele Frauen und ebenso ihr Umfeld, ihre Verwandten, Freund_innen, Arbeitskolleg_innen wissen oftmals nicht, wo sie Hilfe und Informationen bekommen können. In Österreich gibt es ein breites Netz an Beratungsangeboten, die sowohl betroffene Frauen und ihre Kinder unterstützen als auch Angehörige, Freund_innen oder Arbeitskolleg_innen über ihre Möglichkeiten der Hilfestellung informieren.

Ein erster Schritt kann der Griff zum Telefon sein

Die Frauenhelpline ist ein niederschwelliges Angebot für Betroffene und Angehörige. Die Beraterinnen informieren über gesetzliche Fragen, zeigen Möglichkeiten aus der Gewalt auf und vermitteln an Beratungsstellen und Frauenschutzeinrichtungen.

Etwa bei häuslicher Gewalt im Falle von Frau K. Frau K.s Anruf erreicht die Beraterin der Frauenhelpline um acht Uhr am Abend. Ihr Ehemann ist zu dieser Zeit bei einem Treffen mit Freunden. Frau K.s erste Frage lautet: "Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin?" – eine Frage, mit der viele Gespräche beginnen. Sie ist oftmals ein Einstieg, um Vertrauen für die Beratung zu gewinnen und um sich einer unbekannten Person öffnen zu können. Frau K. erzählt von ihrer langen Leidensgeschichte. Seit Jahren wird sie von ihrem Mann misshandelt. Vor zwei Wochen hat er erstmals die zwölfjährige Tochter geschlagen. Frau K. hat Angst und ist verzweifelt. Im Laufe des Gesprächs zeigt sich, dass Frau K. und ihre Tochter schnellen Schutz und eine sichere Unterkunft brauchen. Die Beraterin der Frauenhelpline klärt mit dem Frauenhaus in der Umgebung von Frau K. ihre Aufnahme ab. Noch in derselben Nacht werden Frau K. und ihre Tochter im Frauenhaus aufgenommen. (Silvia Samhaber, dieStandard.at, 18.3.2015)