Bregenz – Wenn man miteinander regiert, muss man nicht immer gleicher Meinung sein. Das zeigte am Mittwoch die Landtagsdebatte zum Thema Abtreibung in Landeskrankenhäusern. Der Antrag der SPÖ, Abtreibungen an öffentlichen Krankenhäusern endlich zuzulassen, wurde abgelehnt. Da nützte auch die Unterstützung der Grünen nichts.

Wie in Tirol dürfen in Vorarlberger öffentlichen Krankenhäusern keine Abtreibungen durchgeführt werden. Im Gegensatz zu früheren Debatten lehnt die Volkspartei den Schwangerschaftsabbruch nicht mehr generell ab. "Wenn Abtreibung, dann im privaten, niedergelassenen Bereich", lautet die aktuelle Argumentation. Martina Rüscher (VP): "Ganz sicher wird keine Frau von uns deswegen verurteilt."

SPÖ fordert Gynmed-Ambulatorium

Aus Sicht der Ärztin und SPÖ-Frauensprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger reicht das ambulante Angebot, ein Arzt in Bregenz, nicht aus. Sie fordert eine Einrichtung nach Beispiel des Gynmed-Ambulatoriums am Landeskrankenhaus Salzburg. Hier stehe neben medizinischer auch psychologische Betreuung zur Verfügung.

In den letzten fünf Jahren haben laut Sprickler-Falschlunger 3.000 Vorarlberger Frauen abgetrieben. Die Volkspartei signalisiere diesen Frauen, sie seien im Krankenhaus nicht erwünscht, das sei eine inakzeptable Abwertung. Rüscher: "Es besteht kein Rechtsanspruch auf Versorgung im Krankenhaus." Das Angebot im niedergelassenen Bereich könne ja erweitert werden.

Belästigung durch militante Abtreibungsgegner

Ganz anders die Grünen, sie wollen Abtreibung im Krankenhaus. Medikamentöse Abtreibung sei ambulant nicht möglich, es fehle an psychologischer Betreuung, zudem würden Frauen vor dem privaten Bregenzer Ambulatorium ständig von militanten Demonstranten belästigt.

Die Freiheitlichen distanzieren sich zwar von dieser "Gehsteigberatung", wollen aber den Lebensschutz forcieren. Abtreibung im Krankenhaus wäre dazu ein falsches Signal, sagte Nicole Hosp. Die FPÖ beantragte einen Mutter-Kind-Fonds zur Unterstützung werdender Mütter. Beide Anträge wurden abgelehnt. (Jutta Berger, DER STANDARD, 5.2.2014)