In selbstgemachte Zines und Comics darf alles rein, was Jugendliche beschäftigt.

Foto: Elke Zobl

Zine-Workshop in Salzburg.

Foto: Pia Streicher

Bastle dir doch dein eigenes Magazin! Das klingt angesichts des Angebots an selbst zusammengestellten Nachrichten auf Facebook, Twitter und Instagram etwas retro. Und doch ist die Begeisterung unter Jugendlichen für Zines – also selbstgemachte Magazine – oder selbstgezeichnete Comics groß, sagt Kulturwissenschafterin Elke Zobl. Sie forscht seit Jahren zur Kultur und dem kritischen Potenzial selbstbestimmt produzierter Medien, die eine Alternative zu den Massenmedien bieten.

Aus vorangehenden Forschungsarbeiten hat sie die den theoretischen Boden für das vom FWF geförderte Wissenschaftskommunikationprojekt "Making Art, Making Media, Making Change" geschaffen. Im Rahmen des Projekts wurden von Rust bis Bregenz Workshops an Schulen sowie Mädchen- und Jugendzentren abgehalten, in denen gemeinsam an alternativen Medienbildern gearbeitet wurde. Den Abschluss des Projekts bildet nun eine Ausstellung in Salzburg, die die Ergebnisse der Workshops präsentiert.

Zobls Forschungsarbeit zeigte, dass mit der Produktion eigener haptischer Zeitschriften neue Handlungsräume eröffnet werden können – die durch kollaboratives Lernen, Vernetzung oder gesellschaftspolitisches Engagement geprägt sind. "Wir wollten in den Workshops alternative Medien- und Kulturprojekte mit feministischen und antirassistischen Perspektiven vermitteln", sagt Zobl.

Digitale Angebote nicht für alle

"Die Offenheit der Jugendlichen für diese Form der Kommunikation hat mich in den Workshops sehr fasziniert", erzählt Zobl, die mit dem Projekt auch zeigen will, dass es Jugendliche gibt, die ihre Meinung kundtun, aufschreiben oder in Form von Comics zum Ausdruck bringen wollen. Dass es vor allem soziale Medien sind, die Jugendliche heute beschäftigen, kann Zobl nicht generell betätigen. "Jugendliche in den neuen Mittelschulen oder Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrungen sind von digitalen Angeboten noch stärker ausgeschlossen."

Die Themen, die die Jugendlichen für die Produktion eines Zines vorschlugen, waren je nach sozialer Gruppe sehr unterschiedlich, berichtet Zobl von ihrer Österreich-Tour. Im Oberstufenrealgymnasium war es etwa die Zentralmatura, bei anderen die fehlende Chance auf Lehr- und Praktikumsplätze, wenn Mädchen ein Kopftuch tragen. Den etwas Älteren – das Projekt fokussierte auf die Altersgruppe zwischen zwölf und 26 – war vor allem das Selbst- und Fremdbild in den sozialen Medien ein Anliegen, das kreativ bearbeitet werden wollte.

Welche Magazine die Jugendlichen auf Basis dieser Themen und ihrer eigenen Kreativität, Perspektiven und Erfahrungen gemacht haben, kann ab 12. Februar im Kunstquartier Salzburg begutachtet werden. (beaha, dieStandard.at, 5.2.2015)