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Für "Bitch"-Autorin Stephanie Abraham ein gelungener Moment: Katy Perry tritt mit einem riesigen Löwen auf die Bühne der Super Bowl. Abwärts ging es bei "I Kissed a Girl".

Foto: AP/David J. Phillip

Was vom Trend übrigbleibt: Julia Korbik, Redakteurin beim Debattenmagazin "The European" und Autorin des Buches "Stand Up! Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene", kann sich endlich als Teil einer "In-Clique" fühlen. Feministin sein ist nämlich zur Zeit ziemlich cool, stellte auch sie kürzlich fest (DER STANDARD berichtete). Ob Emma Watson oder Miley Cyrus - jede wolle gerade die noch größere Feministin sein. Dass Feminismus plötzlich massenkompatibel sei, liege nicht zuletzt daran, dass "die Botschaft von Selbstbestimmung und Power" immer funktioniere. Die Konsequenz der aktuellen Begeisterung für Feminismus sei, dass er "mit einem Mal harmlos, nett" daherkommt.

Allerdings: Nur schlecht könne der neue Coolness-Faktor Feminismus auch nicht sein, vermutet Korbik. Schließlich bleibe von jedem Trend irgendetwas zurück. Und selbst wenn Karl Lagerfeld seine Models als Feministinnen über den Laufsteg schickt, der ansonsten nicht durch Affinität zu dieser politischen Bewegung auffällt, steht für Korbik fest: "Über die Chanel-Frühjahrskollektion 2015 wird im Herbst 2015 vermutlich kaum noch jemand reden. Über Feminismus schon."

Platzwechsel: Am 4. Februar jährte sich der Geburtstag der Bürgerrechtlerin Rosa Parks zum 102. Mal. Berühmt wurde sie durch ihre Weigerung am 1. Dezember 1955, einem weißen Fahrgast im Bus ihren Sitzplatz zu überlassen. In den Südstaaten war eine Trennung zwischen weißen US-BürgerInnen und AfroamerikanerInnen in Toiletten, Restaurants und eben öffentlichen Verkehrsmitteln selbstverständlich. Ihre Weigerung, den für Weiße vorgesehen Platz zu verlassen, brachte Parks eine Verhaftung und eine Geldstrafe ein.

Ihre Verhaftung stieß den "Busboykott von Montgomery" an, der die Behörden dazu zwang, die getrennten Bereiche in Bussen und Zügen für Schwarze und Weiße aufzuheben, was wiederum der Auslöser zahlreicher weiterer Proteste der Bürgerrechtsbewegung war.

Die "Mädchenmannschaft" über die Ikone der Bürgerrechtsbewegung Rosa Parks.

Die Super Bowl ging - wie immer - mit einem riesigen Brimborium über die Bühne. Wer darum gebeten wird, bei dem Mega-Sportereignis aufzutreten, darf sich getrost Welt- und Superstar nennen. Stephanie Abraham ist kein großer Fan der Super Bowl. Doch wenn schon eine Frau auf einem Football-Feld etwas anderes macht, als die Spieler anzufeuern, schaut sie zu. Heuer trat Katy Perry auf, und Abraham zeigt sich über ihren Einzug zum Auftakt mit ihrem Hit "Roar" zufrieden. Ein riesiger Löwe, auf dem Perry stehend ins Stadion reitet - "ein großartiger Popkultur-Moment", schreibt sie auf "Bitch Media". Doch als Perry ihr "I Kissed a Girl" performte, war es auch schon wieder vorbei. Ausgerechnet jene Nummer, die ein kleiner Wink in Richtung queerer Community vor einem Millionenpublikum sein könnte, sei zu einer plumpen Sexfantasie geworden. Perry schmiegte sich an Co-Star Lenny Kravitz und fiel zu guter Letzt auch noch vor ihm auf Knie. (red, dieStandard.at, 6.2.2015)