Es ist ja nicht so, dass nichts mehr getan wird. Aber die größeren Proteste in Europa nach 2011 sind vorbei. Vom Arabischen Frühling redet niemand mehr, und der Kapitalismus hat einen Hyperstatus längst erreicht. Die europäische Bevölkerung wird bevormundet, überwacht und ausgeplündert. Mit geheim verhandelten Verträgen wie TTIP oder CETA unterwerfen sich Staaten freiwillig Privatgerichten. Heißt: Konzerne könnten Österreich klagen, und nach gewonnenen - nicht öffentlichen - Verfahren würde Steuergeld in deren Kassen fließen. Ein lukratives Geschäftsmodell. Was tun?

Am besten erst einmal den eigenen Horizont erweitern. Diese Gelegenheit bietet das Brut-Theater am Freitag mit seinem Abend Was tun? Dichter Untertitel: "Kunst und Politik in Zeiten von Konflikt und Protest". Zu Gast sind Oliver Marchart, Kunstsoziologe und Philosoph, der Künstler Jonas Staal (Gründer des New World Summit) und der Leiter des Visual Culture Research Center Vasyl Cherepanyn in Kiew. Die Kunsthistorikerin Therese Kaufmann moderiert. Kunst und Politik? Ja, das geht. Während der erwähnten Proteste haben Künstlerinnen und Künstler überall mitgemischt. Marchart wird zeigen, wie und wo und mit welchen Folgen. In ihrer aktivistischen Form macht die Kunst politische Inhalte eben anders und besser wahrnehmbar, als Tafelträger, Manifestautoren und Parolenchöre das können.

Staals New World Summit ist eine Organisation, die seit 2012 "alternative Parlamente" zusammenstellt, in denen "staatenlose" oder von den Demokratien als "verdächtig" ausgeschlossene Organisationen zu Wort kommen. Da meldet sich Kritik an unseren durch Machtmissbrauch verunstalteten Demokratien an. Und der ukrainische Kurator und Aktivist Vasyl Cherepanyn berichten über Revolution und Kunst, Krieg und Politik und darüber, welche Rolle welche Art von Wissen spielt, wenn ein Land zwischen allen Stühlen sitzt. Hinweis: "Was tun?" wird auf Englisch besprochen. (ploe, DER STANDARD, 13.2.2015)