Islamabad - Konservative Kräfte in Pakistan wollen es Frauen schwerer machen, sich im Fall einer Mehrehe gegen ihren Willen scheiden zu lassen. Obwohl Gesetze diese Möglichkeit vorsehen, fordert der Rat für Islamische Weltanschauung eine Änderung des Familienrechts. Er ist der Ansicht, Frauen müssten sich der islamischen Gesetzgebung, der Scharia, beugen, wo es keine Scheidungsregeln bei Polygamie gibt.

Auf dem Papier ist es zwar eine persönliche Entscheidung, ob eine Frau ihren Mann verlässt oder nicht. Doch in der patriarchalischen Gesellschaft Pakistans hat eine Scheidung schwerwiegende Folgen. Die Gesellschaft in dem muslimischen Land stigmatisiert scheidungswillige Frauen. Sie werden meist alleinig für das Scheitern der Ehe verantwortlich gemacht.

Wurzeln im Kolonialrecht

Derzeit ist es nach pakistanischem Recht einer Frau erlaubt, sich scheiden zu lassen, wenn ihr Mann ohne ihre Zustimmung eine weitere Frau heiratet. Dieses Gesetz hat seine Wurzeln in der britischen Kolonialzeit.

Der Rat für Islamische Weltanschauung - ein Verfassungsorgan - will das abschaffen. "Der Islam erlaubt einem Muslimen bis zu vier Frauen gleichzeitig und Frauen sollen das akzeptieren", so der Rat. Polygamie des Ehemannes dürfe kein Scheidungsgrund mehr für Frauen sein, betont der Ratsvorsitzende, Maulana Mohammed Khan Sheerani. Die Mitglieder - allesamt Kleriker - standen in Gesellschaftsfragen schon oft in der Kritik. Unter anderem sprachen sie sich für die Kinderehe aus.

Auch Familienrichter fordern Frauen auf, die Vielehe zu akzeptieren. Dieser Ansicht sind oft auch die Familien der betroffenen Ehefrauen, vor allem in ländlichen Gemeinschaften, wo Frauen in finanzieller und sozialer Hinsicht sehr stark von den Männern abhängig sind.

Selbst bei einer erfolgreichen Scheidung müssen Frauen Kompromisse eingehen, was Unterhalt oder Sorgerecht angeht. Auf viele wartet ein Leben in Armut. Während geschiedene Männer oft wieder heiraten, ist dies für Frauen fast unmöglich. (APA, 15.2.2015)