Wien/Bonn - Der österreichische Sportwettenbieter tipp3 und die Deutsche Telekom wollen endlich auf dem milliardenschweren deutschen Sportwettenmarkt mitmischen und greifen zu einem Trick, um die noch immer nicht vergebene Konzession zu umgehen. Sie bieten mit österreichischer Lizenz an.

In Österreich zählen Sportwetten nicht als Glücksspiel. In Deutschland wird der Markt gerade neu geregelt, Anbieter agieren bis dato in einer rechtlichen Grauzone.

Wie die deutsche Zeitung "Die Welt" am Montag berichtete, hat sich die Deutsche Telekom bei derdeutschen Tochter der tipp3-Firma Österreichische Sportwetten GmbH (ÖSW) eingekauft. 64 Prozent hält die Deutsche Telekom nun an der Deutschen Sportwetten GmbH (DSW), die Österreicher haben den Minderheitsanteil behalten. Der Kaufpreis wurde nicht bekannt gegeben. Tipp3 gehört mehrheitlich den Österreichischen Lotterien und den Casinos Austria.

Bereits im ersten Quartal 2015 sollen über das Internetportal tipp3.de Wetten entgegengenommen werden. Der Fokus liegt auf Fußballwetten, aber auch auf Formel-1-Rennen und Basketballspiele sollen Kunden setzen können. Die DSW will ausschließlich Wetten auf Profisport bis in die dritte Liga anbieten. Der deutsche Sportwettenmarkt wird auf mindestens 4,5 Mrd. Euro geschätzt.

Rechtliche Grauzone

Rechtlich bewegen sich die Anbieter bisher in einer Grauzone. Nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) das staatliche Zockmonopol beanstandet hat, muss Deutschland nun den Markt neu ordnen. 20 Sportwettlizenzen wurden bereits vergeben - zum Zug kam auch die DSW -, jedoch liegt das Vergabeverfahren wegen Klagen von großen unterlegenen Anbietern wie Tipico, Interwetten und Bet365 auf Eis. Im September hatte das Verwaltungsgericht Wiesbaden dem zuständigen hessischen Innenministerium untersagt, die Lizenzen auszuhändigen.

"Wir wissen nicht, wann die Klagen letztlich entschieden werden", so Matthias Schmidt-Pfitzner, der bei der Deutschen Telekom für das Digital-Media-Geschäft leitet, zur "Welt". Die Deutsche Telekom beruft sich nun, wie ander Anbieter auch, auf die Dienstleistungsfreiheit der EU.

Genauso machen es die großen privaten Online-Glücksspielanbieter. In Europa arbeiten sie typischerweise mit Lizenzen aus Malta oder Gibraltar. Den Konzernen bringt das auch steuerliche Vorteile.

Zusammenarbeit mit Österreichern

Die Deutsche Telekom, Mutterkonzern des österreichischen Mobilfunkers T-Mobile, hat sich laut Eigenangaben für eine Zusammenarbeit mit den Österreichern entschieden, weil die ÖSW bereits mehr als zehn Jahre Erfahrung mit Sportwetten gemacht habe. Dass der Telekomkonzern unter einem zweifelhaften Sportwettenruf leiden könnte, fürchtet Schmidt-Pfitzner nicht. Ist der Markt erst einmal ordentlich reguliert, verliere sich auch das "Hinterzimmer"-Image. Sportwetten seien ein Unterhaltungsprodukt mit eher geringen Einsätzen. "Hier kann niemand Haus und Hof verlieren."

Die ÖSW gehört mehrheitlich den Österreichischen Lotterien und den Casinos Austria - sie halten gemeinsam 56 Prozent an der Gesellschaft. 26 Prozent gehören der Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH & Co KG ("Krone", "Kurier"), und 18 Prozent der Bundesländerverlage BeteiligungsgmbH ("Kleine Zeitung", "Vorarlberger Nachrichten", "Oberösterreichische Nachrichten", "Salzburger Nachrichten", "Tiroler Tageszeitung"). (APA, 24.2.2014)