Dass Drahdiwaberl-Frontmann Stefan Weber immer schon einen guten Blick für außergewöhnliche Menschen hatte, bewies er, als er Sü-Vaal Glauder direkt vom Kirchenchor weg in die Institution Drahdiwaberl holte. Sie wurde nicht nur die Frontfrau von Drahdiwaberl, sondern hatte sich zuvor auch in der überwiegend männerdominierten Musikszene Wiens einen Namen gemacht. So gründete sie 1985 die Frauen-Punkband Laufmasche, mit der sie unter anderem in der damaligen Sowjetunion auf Tour war. Die Band löste sich nach dem frühen Tod der Gitarristin Bella auf.

Sü-Vaal versuchte unermüdlich, Frauen für das Wirken in der österreichischen Musiklandschaft zu aktivieren, gründete zahlreiche Frauenbands wie Supervamp, Golden Girl, Die Botschafterinnen, Bad Sisters, Das Halbe Quartett und Sü-Vaal & Her Men. Sie interpretierte namhafte Musikerinnen von Janis Joplin über Tamara Danz, Nina Hagen und Cissy Kraner bis zu Etta James – ihre einprägsame Stimme und die unvergleichlichen Performances ließen ihre Fans immer wieder erstaunen.

Stimmgewaltig für DemonstrantInnen

Unvergesslich war ihr Auftritt als Nina Hagen bei "Fuck all that Shit" der Wiener Performancekünstlerin Barbara Kraus. Sie schmuggelte Aufnahmen der Ostberliner Rockband Silly aus der damaligen DDR und brachte sie dem Wiener Publikum zu Ohren, und sie interpretierte Texte aus dem Silly-Album "Hurensöhne" mit einer Leidenschaft, wie es nur Sü-Vaal konnte.

Auch im Zuge der schwarz-blauen Koalition wurde sie im Jahr 2000 künstlerisch-politisch aktiv: Sie kritisierte das Vorgehen der Polizei während der Donnerstagsdemos und widmete den Text von Georg Kreislers "Schützen wir die Polizei" den DemonstrantInnen, die sie auf der Straße stimmgewaltig unterstützte.

Anlässlich des 100. Frauentags im April 2011 war sie bei der Eröffnung des Donaufestivals in Krems als Teil des Femous Orchestra auf der Bühne. Die österreichische Musikszene hat eine großartige Künstlerin und Musikerin der Nachkriegsgeschichte verloren. Sü-Vaal ist am 22. Jänner nach schwerer Krankheit gestorben. (Ursula Napravnik, dieStandard.at, 26.2.2015)