Die Büste von Frida Kahlo im Arkadenhof der Universität Wien.

Foto: Löffelmann

Wien - Gewöhnlich, wenn man durch den Arkadenhof der Universität Wien geht, blickt einen neben 153 Männerbüsten nur eine Frau an: die Philosophie-Ehrendoktorin Marie von Ebner-Eschenbach. Dieser Tage ist das anders - dank einer Ausstellung, die am Montag eröffnet worden ist.

Vor den 154 Steinbüsten stehen dort derzeit 33 vergoldete Frauenbüsten aus Gips. Die Ausstellung Radical Busts der österreichischen Künstlerin Marianne Maderna ist die Auftaktveranstaltung des Schwerpunkts Geschlechtergerechtigkeit, den sich die Uni Wien zu ihrem 650-jährigen Jubiläum vorgenommen hat.

Bis 17. April ist die Ausstellung zu sehen und wird von einer Videoinstallation, die berühmte Wissenschafterinnen porträtiert, einer Ringvorlesung über Frauenkarrieren und einer Lesung der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek begleitet.

Anders als bei den Denkmälern im Arkadenhof, widmet sich Maderna nicht nur Wissenschafterinnen, sondern auch Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und politischen Aktivistinnen. Lediglich drei Wissenschafterinnen der Uni Wien sind vertreten: Die Philosophin Helene von Druskowitz, die Sozialpsychologin Marie Jahoda und die Physikerin Lise Meitner.

"Es ging mir um die Personen, ich habe da gar nicht an die Uni gedacht", sagt Maderna. Die Ausstellung soll Frauen in der Wissenschaft sichtbar machen - als Kontra gegen die Männerköpfe im Arkadenhof und als Ansporn, sich mit Fragen der Sichtbarkeit von Frauen auseinanderzusetzen.

Forscherinnen ehren

Die temporären Radical Busts sollen bald permanenten Denkmälern von Wissenschafterinnen der Uni Wien weichen. In den nächsten Monaten findet ein künstlerischer Wettbewerb statt, mit dem Ziel, die Forscherinnen der Uni Wien zu ehren. Das Projekt soll noch heuer den Sieger küren, umgesetzt werde es bis 2016, sagt Rektor Heinz Engl.

Um Frauen in der Wissenschaft zu zeigen, sei es auch wichtig, ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu fördern und ihnen Führungspositionen zu geben, sagt die Leiterin des Gender-Studies-Instituts der Uni Wien, Sigrid Schmitz.

Im Speziellen seien Ansätze der Geschlechterforschung zu unterstützen, denn: "Gender Studies reflektieren die Vorstellung davon, wer Wissenschaft machen darf und wie diese auszusehen hat", sagt Schmitz. Eine Empfehlung, die die Universität Wien derzeit nicht so ernst zu nehmen scheint: Die Gender-Studies-Professur, die Schmitz innehatte, ist vergangene Woche ausgelaufen. Es heißt, sie solle nicht verlängert werden. Engl sagt dazu: "Die Professur ist im Entwicklungsplan enthalten, allerdings im Rahmen der budgetären Möglichkeiten."

Derzeit verhandeln die Rektoren das Uni-Budget. Ist zu wenig Geld vorhanden, könnte die Professur wackeln. Auch die Professur der Politischen Theorie mit feministischem Schwerpunkt in der Politikwissenschaft ist seit 2012 unbesetzt. Für Besucher der Ausstellung mag sich die Frage stellen, wie die Ehrung der Frauen mit den aktuellen Diskussionen über die feministischen Professuren zusammengeht. Für den Rektor stellt sich diese Frage nicht: "Diese beiden Dinge haben nichts miteinander zu tun", sagt Engl.

Lesen Sie am Donnerstag im Uni-STANDARD ein Generationengespräch zu feministischer Wissenschaft und nächsten Mittwoch in "Forschung Spezial" ein Interview mit Rektor Heinz Engl zum 650-jährigen Jubiläum der Uni Wien. (Lisa Breit Selina Thaler, DER STANDARD, 4.3.2015)