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Die Playboy Villa - ein beliebtes Thema in Ellen Paos früherer Firma. "Herrenwitze" und Diskriminierung - einen Zusammenhang will ihr Ex-Arbeitgeber nicht sehen.

Foto: Reuters/KEVORK DJANSEZIAN

Für die Zielgruppe Frau, rechtzeitig zum Frauentag: Immer mehr wird der Internationale Frauentag auch ins wirtschaftliche Treiben eingebunden und als Anlass benutzt, die "Zielgruppe Frau" zu umwerben. Einige besonders dreiste Beispiele hat die Journalistin Corinna Milborn zusammengetragen. Da stellt etwa ein Einkaufszentrum rechtzeitig zum Weltfrauentag fest, dass "Shopping weiblich" ist, und ein Werbe-Tweet schlägt als Geschenk zum Frauentag tatsächlich ein Lifting vor – einmal abgesehen davon, dass Geschenkideen zum Frauentag per se mehr als seltsam sind. Der Frauentag ist kein Muttertag. Mehr Umdeutungsversuche dieses wichtigen politischen Tages im Zeichen der Frauenrechte gibt es hier.

Gestrafte Follower: Der Sommerhit aus dem Jahr 2013, "Blurred Lines" von Pharrell Williams und Robin Thicke, ging nicht wenigen gehörig auf die Nerven: Lyrics über Frauen, deren Verhalten man mit "I know you want it" interpretiert, und ein dazugehöriges Video, in dem sich Williams und Thicke von Frauen in knapper Bekleidung umtanzen lassen. Verurteilt wurden sie allerdings deshalb, weil ihr Song als Plagiat eingestuft wurde. Zu viel Ähnlichkeit zu Marvin Gayes "Gotta Give It Up", urteilte eine Jury. Das sexistische Video war hingegen eine zweifelhafte Eigenkreation, die damals von Studierenden der Universität von Auckland neu interpretiert wurde.

Amanda Mariano Rozas

Dass auch seriöse Medien die Gelegenheit für Sexismus beim Schopf packen, zeigt dieser Tweet des Magazins "The Antlantic". Follower des "Atlantic" mit Szenen aus Williams' und Thickes Video belästigen? Das muss doch nicht sein. Zu dem Tweet hätte sich doch auch ein anderes Bild gefunden, zumal der angeteaserte Artikel selbst den – zur Gänze bekleideten – Robin Thicke zeigt.

Erstarkter Kampf gegen sexuelle Gewalt: Eigentlich hätte der Film "India's Daughter" von Leslee Udwin am 8. März, dem Internationalen Frauentag, im indischen Fernsehen gezeigt werden sollen. Der Film beschäftigt sich mit der Gruppenvergewaltigung der 23-jährigen Jyoti Singh im Dezember 2012 und den darauffolgenden Protesten gegen die allgegenwärtige sexuelle Gewalt gegen Frauen. Doch ein Gericht entschied, die Ausstrahlung des Films zu unterbinden. Begründet wurde das vor allem mit einem Interview mit einem der Vergewaltiger. Innenminister Rajnath Singh argumentierte, das "sehr strittige Interview" mit dem zum Tod verurteilten Mann würde die öffentliche Ordnung bedrohen. Das ORF-Magazin "Kreuz und quer" hat den Film am Dienstag ausgestrahlt. Er dokumentiert unsägliche Gewalt und Frauenverachtung, doch er zeigt auch einen erstarkten Kampf gegen sexuelle Gewalt. Der Film ist noch bis Dienstag in der ORF-TVthek zu sehen.

Kalifornische Verhältnisse: Wie schwer es sein kann, Diskriminierung nachzuweisen, zeigt der Fall von Ellen Pao im Silicon Valley, Kalifornien. Sie klagte ihre Ex-Firma, weil sie sich um Aufstiegsmöglichkeit betrogen fühlte und Pao gekündigt wurde, als sie sich darüber beschwerte. Nur ein paar wenige Beschreibungen ihres früheren Arbeitsalltags reichen, um sich vorstellen zu können, dass es Frauen in Ellen Paos früherer Firma schwer haben. Seien es Unterhaltungen von Kollegen über die Playboy Villa oder Diskussionen über die feineren Definitionen von "cocky". Kein angenehmes Umfeld, doch dass sich dieses konkret in berufliche Hindernisse niederschlägt, ist nicht leicht zu beweisen. Die Arbeitgeber meinen, sie hätten Ellen Pao nicht aufgrund ihres Geschlechtes nicht gefördert, sondern es fehle ihr schlicht an bestimmten Fähigkeiten. "Team player" sei sie zum Beispiel keiner, stellte der Senior Partner fest. Ziemlich entlarvend ist allerdings, wem er bestimmte Fähigkeiten mehr oder weniger blind zuspricht. Ein lesenswerter Bericht über den subtilen Sexismus im Silcon Valley. (red, dieStandard.at, 13.3.2015)