Unsere Gesellschaft baut auf Leistung, und das Streben nach Verbesserung rückt in den Vordergrund. Der Druck der Arbeitswelt und des Studiums hat längst auch Einzug ins Privatleben gehalten: Partnerschaft, Freundschaften, Familie, Freizeitgestaltung – fast überall herrscht das "Immer größer, immer besser"-Diktat.

So auch im Freizeitsport: "Citius, altius, fortius – Höher, schneller, weiter" ist das Leitprinzip. Werbeindustrie und Medien tun ihr Übriges und propagieren oftmals ein Schönheitsideal, welches es anzustreben gilt. In den Fitnesscentern quälen sich immer mehr Männer mit Adonis-Komplex, und Frauen eifern ihren photogeshoppten Idolen nach. Aber auch im Ausdauersport steigen die Ambitionen stellenweise ins Maßlose, Laufevents sprießen wie Schwammerln aus dem Boden. Überspitzt formuliert: Wer sich als echter Läufer bezeichnen möchte, muss einen Marathon oder zumindest Halbmarathon erfolgreich bestreiten, und nach dessen Absolvierung gilt es, die eigene Bestzeit zu unterbieten, koste es, was es wolle. Nicht selten wird auch das Privatleben dem Sport untergeordnet.

Gut gemeint ist nicht immer gut

Freizeitsportler greifen nach den sprichwörtlichen Sternen. Ihre Vorbilder sind Stars des Profisports. Der große Unterschied: Den Profisportlern steht ein Betreuerstab mit physiotherapeutischen und trainingsmethodischen Mitteln zur Seite, von denen Hobbysportler nur träumen können.

Auch ich war lange Zeit ein Getriebener und nahezu besessen, meine Laufleistung immer weiter zu verbessern. Nach zehn Jahren des wettkampfmäßigen Laufsports bin ich mittlerweile davon abgekommen, denn ich habe erkannt, dass diese Rekordjagd für mich persönlich nicht langfristig zielführend war und mir auf Dauer mentale Kraft raubte.

Die Teilnahme an Laufevents kann durchaus Spaß machen und einen Erlebniswert darstellen, es soll nur vor übertriebenem Ehrgeiz gewarnt werden. Wichtig ist, nicht zu vergessen, dass das Ergebnis bei einem Lauf für Leben und Selbstwertgefühl von nicht so hoher Bedeutung ist.

Alles mit Maß und Ziel

Mein Fokus, Sport zu betreiben, liegt mittlerweile, so trivial es klingen mag, auf der Aufrechterhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Alltag. Darum gilt es auch, das Training richtig zu dosieren. Kniebeugen mit einer 100-Kilo-Langhantel führen mit hoher Wahrscheinlichkeit in kurzer Zeit zu beeindruckendem Muskelwachstum – ob die Knie dann in 15 Jahren noch in Ordnung sind, ist eine andere Frage. Mehr als hundert Laufkilometer auf Asphalt pro Woche führen vielleicht zu einer neuen persönlichen Bestzeit beim nächsten Marathon, aber ob die Gelenke dies dauerhaft beschwerdefrei hinnehmen, ist zu bezweifeln.

Nun zur heutigen Übung: Der Skater-Schritt

  1. Man stellt sich aufrecht hin, dann wird das rechte Bein in der Luft schwungvoll hinter das linke gestellt. Die Knie beugt man dabei und der Oberkörper wird nach vorne geneigt. Die linke Hand schwingt nach vorne, und die rechte Hand berührt den Rücken. Körperspannung wird aufgebaut, um den Sprung auf die andere Seite vorzubereiten.
  2. Anschließend drückt man sich kraftvoll ab, springt zur anderen Seite und führt gleichzeitig einen Armwechsel durch. Dieser Rhythmus wird wechselseitig fortgesetzt.
Einfach und doch komplex: Schwerpunkt nach vorne, rechtes Bein überkreuzt das linke Standbein.
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Mit Schwung werden Standbein und überkreuztes Bein gewechselt.
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Das hintere Knie wird knapp über dem Boden geführt, das Standbein sollte nicht den rechten Winkel überschreiten.
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Dieser Bewegungsablauf simuliert somit die Bewegung des Eisschnelllaufens und ist für alle durchführbar, man braucht dazu keine große Trainingserfahrung. Es wird eine große Spannung im Oberschenkel aufgebaut, und auch die Gesäßmuskulatur wird gefordert. Voraussetzung sind allerdings gesunde Knie und Sprunggelenke.

Diese Übung macht man am besten auf Zeit. Personen mit gut ausgeprägter Beinmuskulatur sollten die Bewegung locker zwei Minuten durchhalten. Weniger durchtrainierte Personen können natürlich die Zeit ihrem individuellen Leistungsniveau anpassen. (Joseph Pötsch, derStandard.at, 24.3.2015)