Bild nicht mehr verfügbar.

Anhand von rund 30 Suchbegriffen zum Thema Geschlechtergerechtigkeit an der Universität Wien hat Flora Löffelmann das Archiv durchstöbert.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

"Strukturelle Ungleichheit gibt es nach wie vor", betont Flora Löffelmann. Die Studentin der Philosophie und Publizistik hat bei dem Kurzfilm "Frauen / Fragmente – Wissenschafterinnen Gestern Heute Morgen" Regie geführt. Dieser ist eines der Projekte, das die AG Uni Frauen Jubel für das Universitätsjubiläum konzipiert hat. Ziel ist es, den Blick auf die vielen Hürden zu lenken, mit denen Forscherinnen der Vergangenheit und Gegenwart zu kämpfen hatten und haben. Aber auch Fortschritte werden thematisiert.

"Die Initiative ging von den Universitätsprofessorinnen Ruth Wodak und Gabriella Hauch aus", erzählt Löffelmann. "Ursprünglich sah das Konzept nur Interviews mit Studentinnen vor." Geworden ist daraus viel mehr: Löffelmann und ihr Team haben acht Interviews mit Studentinnen der Universität Wien im Jahr 2014 mit historischem Material aus dem ORF-Archiv gegengeschnitten. So entsteht eine spannende Collage, die von der Zulassung der ersten Frauen zum Studium in Wien im Jahr 1897 bis in die Gegenwart führt.

Kleiderordnung, Codes, Berufsbilder

Anhand von rund 30 Suchbegriffen zum Thema Geschlechtergerechtigkeit hat Löffelmann das Archiv durchstöbert und an die 200 Beiträge gesichtet. Ihre Erkenntnis daraus: "Es ist fast erschreckend – in den 1990er-Jahren wurde das öffentlich stark diskutiert, seither nimmt die Zahl der Beiträge eher ab." Trotzdem ist es ihr gelungen, aus allen Jahrzehnten signifikante Splitter der Diskussion zusammenzutragen. "1958 zum Beispiel", so erinnert sie sich, "wurde Sybille Bolla-Kotek die erste Professorin an einer juridischen Fakultät in Österreich. Das war der 'Zeit im Bild' damals einen Beitrag wert."

Anhand von Themen wie Kleiderordnung, Codes, Berufsbilder und Sprache als Grundlage vorurteilsbehafteter Wahrnehmung gelingt dem Film immer wieder die geschickte Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart – er offenbart Brüche ebenso wie Kontinuitäten. Die Universität funktioniere "männerbündisch und homosozial", konstatiert da zum Beispiel die Universitätsprofessorin Friederike Hassauer in einem Filmausschnitt aus dem Jahr 1985. Dieser wird ergänzt um Aussagen der heutigen Studentinnen. Eine Timeline und Statistiken unterfüttern die Aussagen mit Zahlen. Auf einen Off-Kommentar verzichtet der Film – so kommen die acht jungen Frauen und ihre Vorstreiterinnen konsequenterweise selbst zu Wort.

650 Jahre in 36 Minuten

Derartig dicht ist die Dramaturgie und derartig schnell der Schnitt, dass beim einmaligen Sehen gar nicht alle Informationen hängen bleiben. So ist es nur konsequent, dass der Film nach der Premiere an diesem Donnerstag, 26.3.2015, im Topkino bis zum Ende des Jubiläumsjahres noch rund 2550-mal auf den "uscreens" an verschiedenen Standorten der Universität Wien öffentlich ausgestrahlt wird.

Aus fast zwei Stunden Interviewmaterial pro Person hat Löffelmann jeweils rund fünf Minuten kondensiert. Was sich dabei wie ein roter Faden bemerkbar macht: Alle Studentinnen der Gegenwart unterstreichen die Bedeutung weiblicher Vorbilder in ihren jeweiligen Fächern – am besten schon in der Schule. Warum männliche Studierende in diesem Film nicht zu Wort kommen? "Es gibt generell so viele Männer, die für Frauen sprechen", sagt Löffelmann: "Hier einmal nicht."