Mumbai - Unmittelbar vor der Einführung einer Frauenquote haben hunderte indische Unternehmen weiterhin keine einzige Frau im Aufsichtsrat vorzuweisen. Von den mehr als 5.000 börsennotierten Firmen hätten gut 1.800 Ende vergangener Woche noch keine weiblichen Aufsichtsräte benannt, teilte das Beratungsunternehmen Prime Database am Dienstag mit.

Damit verfehlt rund ein Drittel der Unternehmen die ab Mittwoch geltende Vorgabe, dass mindestens eine Frau in dem Gremium sitzen muss.

Beim Versuch, die Quote einzuhalten, schauen sich einige Manager in der eigenen Familie um: Indiens zweitreichster Mann Mukesh Ambani etwa holte seine Ehefrau in den Aufsichtsrat seines Mischkonzerns Reliance Industries. Auch beim Textilriesen Raymond sitzt nun die Gattin des Chefs in dem Gremium.

Verlängerte Frist

Shriram Subramanian von der Beratungsfirma InGovern bezeichnete die Lage als "Höhepunkt der Lächerlichkeit". Die fraglichen Unternehmen seien einfach faul. "Es ist unmöglich, in einem Land mit einer Milliarde Menschen nicht die nötige Zahl an qualifizierten Frauen zu finden." Die Firmen nähmen wohl an, wenn genügend von ihnen gegen die Vorgabe verstießen, gebe es keine Strafen und der Stichtag werde verschoben. "Es ist, als ob alle auf die Straße spucken und dann niemand bestraft werden kann", sagte Subramanian.

Die indische Finanzaufsichtsbehörde hatte die Quote vor 13 Monaten beschlossen. Die zunächst bis Oktober angesetzte Frist wurde bereits verlängert.

Indien steht insgesamt bei der Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt international schlecht da. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) setzte das Land bei dieser Frage im Jahr 2013 auf Platz 120 von 131. (APA, 31.3.2015)