Wien - Der Österreichische Frauenring (ÖFR) übt in einem offenen Brief Kritik am ORF beziehungsweise an der jüngsten Ausgabe des Polit-Talks "Im Zentrum" zu den geplanten Änderungen im Sexualstrafrecht. Die Frage "Wo sind die Grenzen des guten Geschmacks?" habe bei dem Thema nichts verloren.

Ebenso kritisierte der Frauenring die Auswahl der Diskussionsgäste. Neben Ingrid Thurnher waren anwesend: Albert Steinhauser (Die Grünen), Marcus Franz (Team Stronach), Cornelia Koller (Vizepräsidentin Vereinigung Österreichischer Staatsanwälte), Manfred Ainedter (Rechtsanwalt), Anne Wizorek (Initiatorin "#aufschrei"-Kampagne, Autorin) und Katharina Beclin (Institut für Strafrecht, Uni Vie).

"Ein Marcus Franz wird da aufgrund seiner sexistischen und gewaltverharmlosenden Aussagen in die Sendung eingeladen und darf seine kruden Thesen erneut ausbreiten. ('Frauen wollen erobert werden. Und Eroberung setzt einen gewissen Widerstand voraus.'; 'Starke Frauen brauchen kein Strafrecht, die können sich selbst wehren.') Auch Herr Ainedter hatte nichts inhaltlich Relevantes beizutragen, sondern fiel lediglich mit der wiederholten Verharmlosung sexueller Übergriffe auf.", so die Aussage des Frauenrings.

Die Dachorganisation österreichischer Frauenvereine spricht von einem "Muster, das wir im ORF seit langer Zeit beobachten". Feministische beziehungsweise frauenpolitische Fragen würden sowohl in Nachrichtensendungen als auch in Diskussionsformaten großteils ausgeblendet, werden sie doch Thema gemacht, so seien es die "medial allseits präsenten antifeministischen Sager eines Herrn Gabalier oder Franz, die den Ton angeben. Feministinnen dürfen höchstens reagieren und sind gezwungen, sich zum wiederholten Male zur Bundeshymne, zum Binnen-I oder zu niveaulosen Pograpscher-Aussagen zu äußern." (APA/red, 13.4.2015)