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Seit 1928 ziert das Konterfei von Andrew Jackson, des siebten Präsidenten der USA (1829–1837), die 20-Dollar-Note. Ab 2020 könnte ihm eine Frau nachfolgen, zum Beispiel die ehemalige First Lady Eleanor Roosevelt.

Foto: AP / Fotomontage: Beigelbeck

Eleanor Roosevelt war die First Lady im Weißen Haus und wurde zwar nie gewählt; da ihr Mann Franklin aber wegen einer tückischen Krankheit meist auf einen Rollstuhl angewiesen war, vertrat sie ihn häufig auf Reisen durch die Vereinigten Staaten. Und so wurde sie in der Wahrnehmung der Amerikaner so etwas wie die inoffizielle Vizepräsidentin.

Von 1936 bis kurz vor ihrem Tod 1962 verfasste sie Zeitungskolumnen, sechs Tage in der Woche, mit der sie Millionen Leserinnen und Leser erreichte. In Form eines Tagebuchs schrieb sie über die Kriegsangst, die antikommunistische Hexenjagd des Senators Joseph McCarthy, über Bürgerrechte, über Pro und Contra des Fernsehens, die Weltraumfahrt.

Einflussreiche First Lady

Eleanor Roosevelt, daran besteht kein Zweifel, war die einflussreichste First Lady, die je an der Pennsylvania Avenue 1600 residierte. Und deshalb soll ihr Konterfei demnächst den Zwanzig-Dollar-Schein zieren.

Mit Scheinen ist es so eine Sache in den USA, wo man selbst für einen Kaffee bei Starbucks in aller Regel mit der Kreditkarte bezahlt. Bargeld ist ziemlich aus der Mode gekommen, viele sehen es als ein Relikt. Münzen braucht man, um Parkuhren zu füttern. Aber sonst? Hält bloß auf an der Supermarktkasse. Symbole amerikanischer Macht sind sie indes nach wie vor, die blassgrünen Greenbacks. Vielleicht sogar Barometer gesellschaftlichen Wandels – wobei das dauern kann.

20 – eine Symbolzahl

Er sehe nicht aus wie "alle anderen Präsidenten auf den Dollarscheinen", bündelte es einmal ein Kandidat namens Barack Obama in einem einzigen Satz. Nun findet eine Senatorin aus dem liberalen New Hampshire, dass es an der Zeit ist, "Change" (Wandel) auch pekuniär abzubilden: Spätestens bis 2020 soll erstmals das Gesicht einer Frau auf eine Dollarnote gedruckt werden. Und zwar auf den Zwanziger – was einen Symbolwert hat: 2020 wird es 100 Jahre her sein, dass der Kongress zu Washington das Frauenwahlrecht verankerte, indem er den 19. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung ratifizierte.

Jeanne Shaheen also will den Finanzminister per Gesetz dazu verpflichten, sich von einem Bürgerforum beraten zu lassen und einen Anachronismus aus der Welt zu schaffen: nämlich das Phänomen, dass nur Männerporträts auf den Greenbacks prangen. Vorangegangen war dem eine Initiative, deren Titel "Women on Twenties" schon alles sagt: Sie findet schon seit längerem, dass es angemessen wäre, den großen Sieg der Suffragetten im Jahr 1920 mit einer kleinen Revolution in Sachen Währungsoptik zu feiern.

Mehrere Kandidatinnen

Nachdem sie fast eine halbe Million Menschen befragte, hat die Gruppe eine Rangliste der Favoritinnen ins Netz gestellt. Vorn rangiert – wenig überraschend – Eleanor Roosevelt, gefolgt von Harriet Tubman, Rosa Parks und Wilma Mankiller. Tubman, einst selbst Sklavin, schmuggelte Sklaven aus den Südstaaten in die Freiheit des Nordens. Die schwarze Näherin Parks trotzte den Rassengesetzen, als sie sich weigerte, ihren Sitzplatz in einem Linienbus in Montgomery, Alabama, an einen weißen Passagier abzutreten. Und Mankiller war der erste weibliche Häuptling der Cherokee-Indianer.

Dass die Anhänger des Wandels schon jetzt, fünf Jahre vor dem Jahrestag, die Trommel rühren, liegt wohl an einer schlichten Erkenntnis: Die Mühlen des Finanzressorts mahlen langsam. Die letzte Reform, Änderungen bei den Dollargesichtern betreffend, liegt 87 Jahre zurück. Damals verdrängte Andrew Jackson, US-Präsident von 1829 bis 1837, seinen Amtskollegen Grover Cleveland vom Zwanziger. Jackson setzte den "Indian Removal Act" durch, der der Regierung die Vollmacht gab, Indianerstämme aus ihren angestammten Gebieten zu verdrängen, um Platz für weiße Siedler zu machen. Höchste Zeit, findet man bei "Women on Twenties", dass man ihn durch eine noblere Alternative ersetzt. (Frank Herrmann, DER STANDARD, 20.4.2015)