Paris - Jede einzelne Nutzerin des öffentlichen Nahverkehrs im Großraum Paris ist schon einmal Opfer sexueller Belästigung geworden. Besonders junge Frauen seien von Belästigungen betroffen, in 50 Prozent der Fälle sogar schon vor ihrem 18. Geburtstag, hieß es in einem Bericht des Hohen Rates für Gleichheit zwischen Männern und Frauen, der am Donnerstag der französischen Regierung übergeben wurde.

Diese versprach, "entschiedene Maßnahmen" gegen die aufgelisteten Übergriffe wie Begrapschen, Beleidigungen oder lüsterne Blicke einzuleiten. Sechzig Prozent der 600 befragten Frauen berichteten laut dem Bericht, dass sie fürchteten, in den Verkehrsmitteln überfallen oder ausgeraubt zu werden, während nur dreißig Prozent der Männer derartige Ängste äußerten. In ganz Frankreich seien vor allem Busse und Schulbusse Schauplätze von Belästigungen und sexueller Gewalt. Zudem seien Übergriffe am Tage häufiger als am Abend, konstatierte der Hohe Rat und empfahl angesichts der Zustände einen nationalen Aktionsplan.

Mehr Sicherheit für Alleinreisende

Der Rat forderte, das "Schweigen" müsse "gebrochen" werden. Die Ratsvorsitzende gestand ein, sie habe keine Vorstellung davon gehabt, dass die Lage für die Frauen "derart gravierend und erdrückend ist". Vor allem sei es notwendig, für eine bessere Kenntnis der Mittel zur Alarmierung des Sicherheitspersonals zu sorgen. Auch sei es empfehlenswert, den Bustransport durch mehr Wunschhaltestellen und dichtere Fahrpläne besser zu organisieren und so vor allem Alleinreisenden in der Nacht mehr Sicherheit zu bieten, hieß es in dem Bericht.

Frankreichs Ministerin für Soziales, Marisol Touraine, kündigte für die kommenden Wochen "entschiedene Maßnahmen" an. Es sei nicht hinnehmbar, dass die Nahverkehrsmittel nicht genutzt werden könnten, "ohne behelligt zu werden". (APA, 20.4.2015)