Bild nicht mehr verfügbar.

Vielversprechend für den Berufseinsatz, aber noch nichts für den privaten Alltag: Microsoft Hololens.

Foto: Reuters

Im Jänner hat Microsoft auf seinem Windows 10-Event mit der Vorstellung von Hololens, einem tragbaren Augmented-Reality-PCs im Brillenformat, für Erstaunen gesorgt. Sie ist die Manifestation dessen, was sich die Redmonder als die Zukunft der PC-Bedienung vorstellen.

Wurde die letzten Jahre hauptsächlich über Virtual Reality, das komplette Eintauchen in eine virtuelle Welt, und vielversprechende Geräte wie die Oculus Rift gesprochen, baut das Konzept von Hololens auf die Vermischung von Realität und digitalen Inhalten.

Architektur, Medizin und mehr

Zeigte man im Winter noch sehr konventionelle und "häusliche" Einsatzzwecke für sein "Holografie"-Projekt, etwa die Fernassistenz eines Technikers bei der Installation eines Lichtschalters, konnte man nun auf der Build-Keynote effektvoll darlegen, dass das Potenzial des Projektes eigentlich weit darüber hinausgeht.

Architekten können künftig gemeinsam an dreidimensionalen Modellen von Bauwerken arbeiten, die vor ihnen im Raum schweben. Sind die Äußerlichkeiten abgearbeitet, lassen sich zusammen die Innenräume in einer virtuellen Begehung erkundigen.

Medizinstudenten können den menschlichen Körper in 3D und Realgröße erforschen. Die digitale Nachbildung lässt sich Schicht für Schicht durchleuchten. Einzelne Organe können inspiziert und bei Bedarf Zusatzinformationen eingeblendet werden. Animationen erwecken die Biologie zum Leben, wie die von der Case Western Reserve University entwickelte Demo zeigte. Das System, so Hololens-Erfinder Alex Kipman, könne verändern, wie in Zukunft gelernt wird.

Internet der Dinge

Die AR-Brille kann auch mit dem Internet der Ding umgehen. Gezeigt wurde dies anhand eines Roboters, der auf Basis eines Raspberry Pi 2 mit Windows 10 lief. Er konnte, überlagert von einem niedlichen virtuellen Antlitz, mit virtuellen Inhalten interagieren, über deren Vorhandensein er von Hololens informiert wurde.

Auch die Verwendung in den eigenen vier Wänden wurde thematisiert. Nutzer sollen ihre eigene Startumgebung einrichten können. Wer mag, kann sich etwa den Videoplayer an die Wohnzimmerwand pinnen und auch andere Apps nach Belieben verteilen und skalieren. Auch ohne spezieller Optimierungen werden alle Universal Apps auf Hololens laufen. Dazu kommen hübsche Individualisierungsoptionen wie ein virtuelles Haustier oder eine Wetter-App in Form einer kleinen Landschaft.

Design beinträchtigt menschliche Kommunikation

Auf technischer Ebene waren die Demos auf der Build-Keynote beeindruckend. Doch sie zeigten auch eindrucksvoll, vor welchem Problem die Technlogie noch im nicht-professionellen Bereich steht, argumentiert The Verge. Die Brille mit der großen Projektionsfläche vor den Augen ist futuristisch, aber auch seltsam und Distanz erzeugend. Wer sie trägt, kommuniziert auch, nicht wirklich anwesend und teilweise gerade in einer anderen Realität verhaftet zu sein.

Die Gestaltung ist freilich offener als bei Virtual Reality-Systemen wie der Rift, die die Augen und einen guten Teil des Gesichts des Trägers hinter einem Display verstecken, trotzdem führt sie zu einer wahrgenommenen Entmenschlichung der Kommunikation analog zur Zukunftsvision der Menschheit in Filmen wie "Wall-E". Ein Problem, an dem teilweise auch schon die erste Iteration von Google Glass gescheitert ist.

Echte Massentauglichkeit könnte erst dann gegeben sein, wenn Augmented-Reality-Devices nicht mehr von herkömmlichen Brillen oder gar Kontaktlinsen unterscheidbar sind.

Glass 2.0

Gleichzeitig könnte Hololens jene Nischen verbreitern, in denen sich Glass trotz aller Rückschläge einnisten konnte – etwa im medizinischen Bereich. Microsofts Erfindung bringt mit seiner deutlich stärkeren Hardware und reichhaltigeren Apps gute Voraussetzungen mit.

Die unmittelbare Zukunft der augmentierten Realität von Hololens liegt trotz all ihres Potenzials nicht bei Spielen oder Anwendungen für den Endverbraucher. Sie liegt bei Unternehmen und Organisationen, die durch ihre praktische Anwendung bereits profitieren können. (gpi, 1.05.2015)