Meryl Haas ist Spitzenkandidatin der Grünen und Alternativen Studierenden (Gras).

Foto: Christian Fischer

Lucia Grabetz will für den Verband sozialistischer Studierender (VSStÖ) in dern ÖH-Vorsitz.

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Magdalena Goldinger kandidiert für die Fraktion engagierter Studierender (Fest).

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Wien – Agnes Berlakovich (VSStÖ) war die Erste. Ihr folgten zehn Frauen in 20 Jahren in den Vorsitz der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Heuer treten fünf Spitzenkandidatinnen zur ÖH-Wahl an. Drei kommen aus Fraktionen, die aktuell in der Koalition vertreten sind: Meryl Haas von den Grünen und Alternativen Studierenden (Gras), Lucia Grabetz vom Verband Sozialistischer Studierender (VSStÖ) und Magdalena Goldinger von der Fraktion Engagierter Studierender (Fest).

"Wir diskutieren vor jeder Wahl, wer an die Spitze soll", sagt Haas. Es zeige sich immer, dass es "strukturelle Hindernisse für Frauen" gebe. "Sie sind genauso kompetent wie Männer." Darum habe die Gras auch "als Ausgleich zu anderen Fraktionen" eine Frau als Spitzenkandidatin.

Auf "aktive Frauenförderung" wie zum Beispiel Schulungen setzt auch Grabetz. Noch vor zwei Jahren hätte sie sich nicht getraut, auf einer Bühne zu stehen. "Nicht weil ich es nicht konnte, sondern weil ich es nicht gelernt habe", sagt Grabetz. Frauen in Spitzenpositionen würden die Anliegen anderer Frauen eher berücksichtigen.

Spitzenkandidatin ohne Vorsitz

Für die Fest ist es erst das zweite Antreten bei den ÖH-Wahlen - und auch das zweite mit einer Frau an der Spitze. In den Vorsitz zog vor zwei Jahren aber nicht die Spitzenkandidatin, sondern ein Mann ein. "Wir sind eine emanzipatorische Liste, und eine Frau an der Spitze bringt eine gute Außenwirksamkeit", sagt Goldinger. Ob sie bei einer Koalition in den Vorsitz geht, ist noch nicht "abgesprochen, aber eine Möglichkeit". Es sei aber "noch schlimmer", eine Frau in die Position zu zwingen, weil sie Listenerste war.

"Als Spitzenkandidatin will ich schon in den Vorsitz", sagt Haas. Männer hätten bei den Gras trotzdem eine Chance: Auf lokaler Ebene sind auch Männer an der Spitze: "Wir wollen Gleichbehandlung und auf Bundesebene ein Zeichen setzen."

Sichtbarkeit in der Politik

Spitzenkandidatinnen würden Frauen im Wahlkampf und in der ÖH-Praxis sichtbar machen, sagt Gabriella Hauch, Professorin für Frauen- und Geschlechtergeschichte der Uni Wien. "Es vermittelt ein anderes Bild von junger Politik in der Öffentlichkeit, das Berufsfeld ist immer noch von Männern dominiert." Die Themen würden Frauen nicht per se ändern, sondern es ist wichtig, welche Fraktion hinter den Frauen steht und welche Politik sie machen. "Wenn feministische Frauen an der Spitze sind, dann wollen sie die politisch männliche Tradition ändern", sagt Hauch.

Die ÖH sei im Vergleich zur Bundespolitik in puncto Frauenförderung "sehr fortschrittlich". Das hänge auch damit zusammen, dass die Studierendengeneration in der gleichberechtigtsten Lebensphase sei. "Wenn diese Frauen ins Berufsleben einsteigen, schlägt die Keule zurück" , sagt Hauch. Frauen gelten immer noch als für Kinder verantwortlich, Männer gehen arbeiten. Zudem verdienen Frauen um ein Drittel weniger: "Da geht die Schere wieder auf." Hauch hofft, dass sich diese Vorreiterrolle bei den Erwachsenen niederschlägt: "Die ÖH ist eine gewisse Sozialisation: Wenn Frauen gewohnt sind, Leute anzuleiten und Frauenpolitik umzusetzen, dann tragen sie das auch in ihren Beruf - vielleicht als Politikerin." (Oona Kroisleitner, Selina Thaler, 11.5.2015)