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Udo Jürgens 1966. Unvergessen.

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Für sie war der Song Contest kein "Waterloo", sondern der Beginn einer Weltkarriere: Abba 1974.

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Mit "Ne partez pas sans moi" gewann Céline Dion 1988 das europäische Wettsingen.

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Es ist der Traum vieler Künstler und Künstlerinnen, die am Eurovision Song Contest teilnehmen: auftreten, gewinnen, Weltstar werden. Die größte Musikshow der Welt ist dabei aber gnadenlos wie Fußball und Castingshows: Nur wenige schaffen es an die Spitze.

Freddy Quinn, Deutschland 1956

Der Sohn eines irischen Kaufmanns und einer österreichischen Journalistin trat beim allerersten Song Contest 1956 an. Damals konnte er mit der Single "Heimweh" den meistverkauften Titel des Jahres in Deutschland verbuchen, also wurde er mit "So geht das jede Nacht" nach Lugano geschickt. Die Platzierung ist unbekannt, da nur die Siegerin bekanntgegeben wurde. Seine Karriere startete jedoch, führte unter anderem in die New Yorker Carnegie Hall und hielt auch 1974 noch an, als er die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland eröffnen durfte.

Melodifestval

Domenico Modugno, Italien 1958, 1959 und 1966

"Nel blu dipinto di blu" hieß der Beitrag des italienischen San-Remo-Siegers Domenico Modugno, und er wurde 1958 nur Dritter. Das beweist, dass man nicht unbedingt gewinnen muss, um erfolgreich sein, denn als "Volare" wurde der Titel der erfolgreichste, meistverkaufte und am häufigsten gecoverte der Song-Contest-Geschichte. Er gewann damit zudem im selben Jahr zwei Grammys. Sein Beitrag 1959 hieß "Piove" und wurde ebenfalls unter einem anderen Titel, "Ciao ciao bambina", ein weltweiter Hit. Modugnos Karriere hielt bis zu einem Schlaganfall 1984 an, danach komponierte er noch erfolgreiche Songs und wurde für die Radikale Partei Abgeordneter im Parlament. 1994 starb er auf Lampedusa.

Eurovision Subtitled

Alice & Ellen Kessler (Die Kessler-Zwillinge), Deutschland 1959

Ein achter Platz bei elf Teilnehmern ist nicht gerade ein Erfolg. Trotzdem wurden die Kessler-Zwillinge zu Ikonen ihrer Zeit, insbesondere in Italien gelten "Le gemelle Kessler" heute noch als solche. Unzählige Hollywood-Stars ließen sich mit den Zwillingen abbilden, sei es Elvis Presley, Burt Lancaster oder Frank Sinatra. Heute leben die Zwillinge immer noch gemeinsam in einem Haus in München.

EuroRainbow

Rudi Carrell, Niederlande 1960

Der später als Showmaster berühmte Carrell wurde Vorletzter, machte in seinen Sendungen selbstironisch Kommentare darüber, und das machte ihn sogar noch beliebter. Er wurde zwar im Grunde nur in den Niederlanden und im deutschsprachigen Raum ein Star, daher ist seine Aufnahme in diese Liste vielleicht fragwürdig, aber dafür war er doch einer der Großen.

huelezelf

Esther Ofarim, Schweiz 1963

Die Israelin startete 1963 für die Schweiz und landete auf dem zweiten Platz, der aufgrund der chaotischen Punkteübermittlung aus Norwegen noch immer sehr kontrovers diskutiert wird. Viele meinen heute noch, dass ihr der Sieg gestohlen wurde – was aber widerlegt wurde, da der norwegische Sender die originalen Juryzettel vor einigen Jahren aus dem Archiv hob. Jedenfalls konnte sie weltweit auftreten, in US-TV-Shows auftreten und landete mit ihrem Mann Abi Ofarim einige internationale Hits, etwa "Cinderella Rockefella".

Eurovision Subtitled

Udo Jürgens, Österreich 1964, 1965 und 1966

Die Geschichte des großen Sängers Österreichs ist bekannt und die Nachrufe in trauriger Erinnerung. Allerdings meinen immer noch viele, dass seine Karriere erst mit dem Sieg mit "Merci, Chérie" 1966 begann. Das ist so nicht ganz richtig. Denn bereits "Warum nur, warum?" aus dem Jahr 1964 – aufgeführt in Kopenhagen, genau 50 Jahre vor Conchitas Sieg ebendort – war ein Welterfolg. Die englische Version "Walk Away" von Matt Monro verkaufte sich 1,5 Millionen Mal und landete in den amerikanischen und britischen Charts, Jürgens' Originalversion wiederum war auch in Frankreich ein Nummer-eins-Hit. Zudem schrieb Jürgens schon 1964 Songs für Frank Sinatra.

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Gigliola Cinquetti, Italien 1964 und 1974

Erst 16-jährig konnte die Italienerin mit "Non ho l'età" den Eurovision Song Contest 1964 gewinnen. Der Song wurde ein Welthit. Ein noch größerer Hit wurde allerdings "Alle Porte de Sole", das in der englischen Version von Al Martin auch die USA eroberte. In Japan und Südamerika ist Gigliola Cinquetti bis heute ein Superstar.

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France Gall, Luxemburg 1965

"Poupée de cire, poupée de son", das von Serge Gainsbourg komponierte Siegerlied aus dem Jahr 1965, wollte die Sängerin in späteren Jahren nie wieder singen, da sie sich vom großen Komponisten missbraucht fühlte, weil sie als Teenagerin erotische Anspielungen machen musste und ein Lolita-Image bekam. 1988 sollte sie aber ein Comeback erleben und stürmte mit "Ella, elle l'a" die Charts. Das Siegerlied wurde auch zum Klassiker. Arcade Fire interpretierten den Song und verkauften eine Vinylsingle auf ihrer Tour.

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Vicky Leandros, Luxemburg 1967 und 1972

Die griechische Sängerin wurde in der Wiener Hofburg zwar nur Vierte, ihr Song "L'amour est bleu" aber ein Evergreen, sowohl in ihrer Version als auch in der Instrumentalversion von Paul Mauriat. Seitdem wurde sie international, aber insbesondere in Griechenland und Deutschland als Popstar wahrgenommen. Was aber fehlte, war der Song-Contest-Sieg. Den holte sie erst 1972 mit "Après toi".

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Karel Gott, Österreich 1968

Ein relativ unbekannter tschechischer Sänger durfte 1968 mit einer Jürgens-Komposition ziemlich erfolglos am Song Contest teilnehmen. Trotzdem war dies ein Startschuss einer großen Karriere, die in unglaubliche 120 Alben mündete. Bis heute gilt Karel Gott als "Goldene Stimme aus Prag" und als "Sinatra des Ostens" mit zahlreichen Fans.

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Julio Iglesias, Spanien 1970

Mit seinem Song-Contest-Song "Gwendolyne" konnte der damals recht unbekannte Iglesias zwar nur Vierter werden, aber der Grundstein einer atemberaubenden Karriere war gelegt. Nach einigen erfolgreichen Alben in den 70er-Jahren machte das Jahr 1987 ihn zu einem schwerreichen Mann: Die Plattenfirma CBS sicherte ihm 85 Millionen Dollar für einen Plattenvertrag zu. In rund 40 Jahren verkaufte Iglesias 250 Millionen Tonträger und gab über 4.000 Konzerte.

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Abba, Schweden 1974

Abba gehören mit fast 400 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Bands der Popgeschichte. Sie begründeten einen neuen Stil, den wir heute Schweden-Pop nennen, was eine blühende Industrie an schwedischen Komponisten und Songwritern zur Folge hatte. Abba waren also nicht nur eine erfolgreiche Hitfabrik, sie änderten auch die Kultur ihres Landes. Wer kann das sonst schon von sich behaupten?

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Al Bano & Romina Power, Italien 1976 und 1985

Zwar war Al Bano schon zuvor ein in Italien sehr bekannter Sänger, aber erst mit seiner Ehefrau sollte eine Weltkarriere starten. Mit "We'll Live It All Again" landeten sie nur auf dem siebenten Platz, aber die Songs, die sie in den 80er-Jahren veröffentlichten, wurden allesamt Riesenhits.

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Ofra Haza, Israel 1983

Die Israelin aus armen jemenitisch-jüdischen Verhältnissen landete mit "Chai" 1983 auf dem zweiten Platz. Einige Jahre später war "Im Nin'alu" ein Welthit. Sie veröffentlichte danach 24 internationale Alben, darunter 1992 "Kira", womit sie für den Grammy nominiert war. Im Jahr 2000 starb sie an den Folgen einer HIV-Infektion.

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Céline Dion, Schweiz 1988

Die Kanadierin war vor ihrer Teilnahme in Kanada und Frankreich durchaus bekannt, produzierte aber ausschließlich französischsprachige Alben. In den USA kannte sie niemand. 1990 veröffentlichte Dion das englischsprachige Album "Unisono". Die erste Single-Auskopplung "Where Does My Heart Beat Now" landete in den USA auf Platz vier, das Album machte Platin. Der Rest ist einigermaßen bekannt.

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Und nach 1988?

Erstaunlicherweise hört die Liste mit 1988 auch schon auf, was freilich auch eine Geschichte des Song Contests erzählt. Conchita Wurst und The Common Linnets, Erst- und Zweitplatzierte 2014, haben jedenfalls das Potenzial für eine lange und internationale Karriere. Das wird man dann wohl in einigen Jahren abschätzen können.

Ein ganz anderes Thema wäre freilich, über Weltstars zu schreiben, die bereits als solche zum Eurovision Song Contest kamen, von Nana Mouskouri über Cliff Richard, Olivia Newton-John und Baccara bis Patricia Kaas. Aber das wäre wohl ein eigener Blogbeitrag. (Marco Schreuder, 15.5.2015)