Keine der Arbeiten der Feministin wirkt heute altmodisch: Valie Export feiert 75. Geburtstag.

Foto: ORF / Wega / Claudia Müller

Die erfolgreiche österreichische Künstlerkarriere verläuft, wenn sie wirklich erfolgreich ist, meist so: Man wird im Inland eher ignoriert, auch wenn man im Ausland schon zu den Beachteten seiner Zunft gehört. Dann stirbt man und ist berühmt. Oder man hat das Glück, schon vorher den Respekt zu bekommen, den man eigentlich schon mit 30 verdient hätte. Bei Künstlerinnen dauert das alles noch länger.

Die Dokumentation "Valie Export – Ikone und Rebellin" erzählt am Kulturmontag auf ORF 2 von einer Vorreiterin, einzigartigen Performancekünstlerin und auch wichtigen Kunsttheoretikerin ihrer Zeit. In den Vereinigten Staaten längst in einer Liga mit Künstlerinnen wie Carolee Schneemann, Joan Jonas spielend, wurde sie hier lange etwa als Anhängsel von Peter Weibel wahrgenommen.

Ihr Frauenbild war aber mit den Aktionisten nicht zu vereinbaren, wie sie betont. Mit Kraft, Mut und auch Poesie, die selbst in ihren härtesten Performances durchschimmert, setzte sie sich durch.

Es mag daran liegen, dass Frauen, nämlich Regisseurin Claudia Müller und für die Musik die großartige Eva Jantschitsch alias Gustav für den Film am Werke waren, dass er ein so vielschichtiges, einfühlsames Dokument wurde. Man zeigt die Künstlerin und Privatperson ohne Kitsch, mit viel Informationswert.

Zu Beginn sieht man die 26-jährige Export, die Gedichte vorliest, später die nackte, sich über Glasscherben wälzende Frau und die ikonenhaften Bilder mit der Zigarettenschachtel oder der Waffe im Anschlag. Keine der Arbeiten der Feministin wirkt heute altmodisch. Ihr Partner Robert Stockinger sagt einen schönen Satz im Film: "Wie ich die Valie Anfang der 90er kennengelernt habe, hab ich mir gedacht, die müsste es doch längst schon gegeben haben." Seit Sonntag gibt es sie 75 Jahre. (Colette M. Schmidt, 18.5.2015)