Frauen in der ersten Führungsebene verdienen in Österreich durchschnittlich 146.000 Euro brutto im Jahr, Männer 198.000 Euro.

Foto: iStockphoto, www.iStockphoto.com

Unternehmen bemühen sich um größtmögliches Schweigen. Aber hinter den Kulissen sind Betriebsräte fleißig am Nachverhandeln von Fraueneinkommen, nachdem sie die laut Gleichbehandlungsgesetz (2011) verpflichtenden Einkommenserhebungen in heimischen Unternehmen ab 150 Mitarbeitern eingesehen haben. An die Öffentlichkeit dürfen diese anonymisierten Daten per Gesetz nicht. Nur der Betriebsrat darf einsehen.

Aber: Laut dem Vizechef der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), Karl Proyer, seien einige Firmen noch säumig, aber vor allem für Karenzrückkehrerinnen sei bereits einiges erreicht: etwa in 40 Prozent der Handelsbetriebe IST-Erhöhungen. Oder in der Metallindustrie bei 33 Prozent der Unternehmen zusätzliche betriebliche Gehaltserhöhungen für dieselbe Gruppe. Proyer: "Wer auf dieser Grundlage verhandelt, ist erfolgreich." Das lässt den Schluss zu, dass der Weg zu gleichem Lohn für Männer und Frauen noch zu gehen ist. Proyer hält das Einkommenstransparenzgesetz dafür nach vier Jahren Gültigkeit für hochwirksam. Ein Verhandlungsgebot nach der innerbetrieblichen anonymisierten Offenlegung der Gagen wäre ihm allerdings noch lieber.

Nachschärfen

Dazu äußert sich die zuständige Frauenministerin nicht. Sie ist noch am Evaluieren und will erst dann "nachschärfen". Allerdings: "Die Instrumente zeigen ihre Wirkung", so Gabriele Heinisch-Hosek. Sie erwägt nun etwa eine detailliertere Aufschlüsselung in den alle zwei Jahre verpflichtenden Berichten nach Grundlohn, Zulagen, Mehrstunden - und anderen "Nebengeräuschen". Gerade Überstunden sind ja bekanntlich "männlich".

Die Wirtschaftskammer wiederum resümiert nach Anlaufen der Einkommenstransparenz auf Betriebsebene die Ergebnisse als "unspektakulär", wie Rolf Gleißner (Sozialpolitik) sagt.

Alles nur Firmenschikane und kein Handlungsbedarf? Da kommen wieder viel Ideologie, Meinung und kreativer Umgang mit Zahlen ins Spiel. "Sobald Sie Äpfel mit Äpfeln vergleichen, beträgt der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern genau null." Das meint dazu Conrad Pramböck, Gehaltsexperte beim Personalberater Pedersen & Partners - einer, der sein Geld damit verdient, Unternehmen in Gehaltsfragen zu beraten. Sogenannte "gender pay gaps" liegen ihm zufolge an Teilzeit, falschen Branchenvergleichen, vielleicht noch im Einzelfall an schwacher Gagenverhandlung.

"Unverdächtige" Rechner

Zu handfest anderen Ergebnissen kommt das Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) - bestimmt keine Vorkämpfer gewerkschaftlicher Frauenbüros: Frauen in der ersten Führungsebene verdienen in Österreich durchschnittlich 146.000 Euro brutto im Jahr, Männer 198.000 Euro. Geschäftsführerinnen müssten hierzulande also ausnahmslos schlechte Verhandlerinnen sein. Dass sie nur 20 Stunden Teilzeit arbeiten, dürfte sich in der Funktion ja ausschließen. Ebenso konkret die Einkaufs-Gehaltsstudie aus den Beraterhäusern Penning und Kerkhoff - Vergleichsrechnungen der Vollarbeitsplätze ergaben: Frauen verdienen hierzulande im Einkauf rund 26 Prozent weniger als Männer. Schließlich aus der Forschung - Karriereverläufe von Absolventen der Wirtschaftsuni Wien zeigen: Nach zehn Jahren liegen zwischen Einkommen von Frauen und Männern fünf Kleinwägen (70.000 Euro zu Ungunsten der Frauen). Familiäre Pflichten oder Karrierewille haben damit nichts zu tun, die Bedingungen waren bei beiden Geschlechtern gleich.

Die grobe Statistik bescheinigt Frauen in Österreich fast ein Viertel weniger Einkommen. Je nach Zahlenbewertung bleibt nach Herausrechnen von Erwerbsunterbrechungen, Branchen- und Berufswahl, Überstunden, Nachtarbeit, früherem Pensionsantrittsalter ein "unerklärlicher" Abstand zwischen 14 oder knapp sechs Prozent. Über die betriebliche Ebene kommt die Schere jetzt jedenfalls unter Druck. (Karin Bauer, 26.5.2015)