Das entwicklungspolitische Netzwerk WIDE stellte ein Trampolin vor dem Frauenministerium auf, mit dem Hinweis: "Wir fliegen auf Frauenrechte". Frauenministerin Heinisch-Hosek nahm die Herausforderung an.

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Jede fünfte Frau in Österreich ist Opfer von Gewalt, in Uganda ist es jede zweite: "58 Prozent der Frauen", so berichtet Jean Kemitare, Programm Managerin von "Raising Voices" in dem ostafrikanischen Land, waren oder sind von Gewalt betroffen. Bei der Konferenz "Frauenrechte und Gleichstellung: Erfahrungen teilen, Neues denken, Zukunft gestalten" in Wien berichtete die Expertin von ihren Erfahrungen mit dem Gewaltpräventionsprogramm SASA, das auf kommunaler Ebene mit Frauen und Männern arbeitet. SASA konnte 2014 in den betroffenen Gemeinden die Gewalt um die Hälfte reduzieren.

Achtsamer Umgang mit Erreichtem

Anlass der Konferenz war das 20-jährige Jubiläum der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking. "Gerade 2015", so die Gastgeberin Bundesmisterin Gabriele Heinisch-Hosek, "rücken durch Kriege und riesige Flüchtlingsbewegungen Frauenrechte wieder in den Hintergrund. Wir müssen sehr achtsam sein mit dem, was in 20 Jahren erkämpft wurde". Eine Bestandsaufnahme also wurde versucht, aber auch ein Ausblick in die Zukunft. Der Vormittag der Konferenz stand unter einem internationalen Fokus: Bandana Kumari Khand von CARE Nepal berichtete von dem Projekt "Women’s empowerment for transformation in the curia area", das im Bereich Hilfe zur Selbsthilfe Frauen unterstützt.

Zehn Prozent, so sagt sie, sehe das so genannte "local budgeting law" für "Gender Budgeting" vor. Dieser Terminus war vor 20 Jahren bei der Pekinger Konferenz noch nicht üblich, wurde erstmals Mitte der 1980er-Jahre in Australien verwendet, und hat sich aus dem Gender Mainstreaming-Gedanken entwickelt. Davor war davon ausgegangen worden, dass Budgets gender-neutral sind, jetzt soll eine Genderperspektive in allen Budgetierungsphasen bestehende Geschlechterungleichheiten ausgleichen. Von der Erdbebenkatastrophe in Nepal sei natürlich auch ihr Projekt betroffen, so Bandana, die auf Umweltmanagement spezialisiert ist. Sie sei mit den Frauen in den betroffenen Dörfern in Kontakt, derzeit würden diese vor allem mit dringend benötigter medizinischer Grundausstattung versorgt.

Arbeitsrechte für alle

Über die Rolle der Männer im Gleichstellungsprozess sprach Tanya Charles, die Projektkoordinatorin der "MenEngage Africa Training"-Initiative: "Wie wollen Männer von Zeugen von Gewalt zu Aktivisten gegen Gewalt machen", so Charles. Sie berichtete von der "One man can"-Kampagne, bei der einzelne Männer in einem zwölfwöchigen Workshop für Gewaltthemen sensibilisiert werden. Neben der Arbeit auf einer individuellen Ebene sei es aber auch wichtig, den Staus Quo auf gesellschaftlicher Ebene zu ändern: So kritisieren sie zum Beispiel arbeitsrechtliche Missstände in einer Mine. Obwohl auf den ersten Blick nur Männer davon betroffen sind, seien deren die Frauen die Leidtragenden: "Was glauben Sie, wer die versorgt, wenn die Männer den Job verlieren? Ihre Frauen." Sie betont, dass es feministische Männer gibt, warnt aber auch vor konservativen Männervereinen, die unter dem Deckmantel der Männerförderungen einen Rückfall in traditionelle Rollenbilder anstrebten.

Kein Sexualunterricht

Ivan Hermans von der UN gab schließlich einen Überblick über die Ergebnisse des UNFPA-Weltbevölkerungsberichts: Vieles habe sich verbessert, aber die Abschaffung der Diskriminierung von Frauen sei selbst in Schweden noch nicht erreicht. Was die sexuelle und reproduktive Gesundheit betrifft: "20 Jahre nach der Weltfrauenkonferenz in Peking heiratet weltweit noch immer ein von neun Mädchen unter 15 Jahren, 80 Prozent der befragten Regierungen in 180 Ländern wollen keinen Sexualunterricht und noch immer sterben pro Tag 800 Frauen weltweit bei der Geburt ihres Kindes. Sagen Sie, ob das Glas halb leer ist oder halb voll." (Tanja Paar, 10.6.2015)