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Von hier aus – der Konzernzentrale in Düsseldorf – wird Ex-Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter ab 1. Oktober die Geschäfte von Vodafone führen. In Wien sucht man noch nach einem Nachfolger.

Foto: AP/Martin Meissner

Der Abschied für den Vorgänger war kurz und kühl. "Ich danke ihm für seinen Beitrag in der Führung des Unternehmens und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute." Dies sprach Vittorio Colao, Chef der Vodafone-Gruppe, am 19. Mai, als Jens Schulte-Bockum, der damalige Chef von Vodafone Deutschland, nach der Präsentation nicht eben berauschender Jahreszahlen überraschend das Unternehmen verließ.

Jetzt steht ein Nachfolger parat: Hannes Ametsreiter, der vor wenigen Tagen ebenfalls überraschend als Chef der Telekom Austria zurückgetreten ist. Für den Österreicher findet Colao deutlich freundlichere Worte. Dieser habe "herausragende Expertise in Marketing und Markenführung".

Aufwertung im Vorstand

Anders als sein Vorgänger Schulte-Bockum wird Ametsreiter nicht nur Chef von Vodafone Deutschland, sondern auch Mitglied des erweiterten Vorstandes der von Großbritannien aus operierenden Vodafone-Gruppe. Diese ist – nach China Mobile – das zweitgrößte global agierende Mobilfunkunternehmen der Welt.

Die Aufwertung und die Vorschusslorbeeren für Ametsreiter machen deutlich, wie groß die Erwartungen an ihn sind. Der 48-Jährige führt ab dem 1. Oktober von Düsseldorf aus ein Unternehmen mit einem Umsatz von 10,783 Milliarden Euro und 14.000 Mitarbeitern. Vodafone Deutschland hat 37 Millionen Mobilfunkkunden. Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom hat 39,2 Millionen Handykunden, der neue Riese Telefonica (Eplus, O2) 42,17 Millionen. Vodafone ist also unter den drei größten Playern am deutschen Mobilfunkmarkt nur die Nummer drei.

Vodafone galt einmal als cool

Vor einigen Jahren waren die Zahlen noch anders verteilt. Da hatte Vodafone gegenüber der Telekom bei den Mobilfunkkunden noch die Nase vorn. Die Marke galt als cooler als die "altbackene" Telekom, der Kundendienst war fitter und die Netze besser ausgebaut. Dann jedoch kehrten sich die Vorzeichen um. Zwar schrumpft Vodafone heute langsamer, doch im abgelaufenen Geschäftsjahr brach der operative Gewinn (Ebitda) immer noch um elf Prozent auf 3,4 Milliarden Euro ein. Im Jahr davor waren es minus 18 Prozent gewesen.

Nun hat Vodafone in den vergangenen Jahren massiv in den Netzausbau investiert. Doch auf den Niederschlag im Geschäft wartet man noch. Der Mobilfunkumsatz ohne Handy-Subventionen sank bei Vodafone im vorigen Jahr um 3,5 Prozent. Marktführer Telekom hingegen verzeichnete im gleichen Zeitraum ein Plus von 2,8 Prozent, und bei Telefonica Deutschland kletterten diese Erlöse um 1,5 Prozent nach oben.

Neue Frequenzen erworben

Doch Ametsreiter kann sich nun auf den Ausbau von langsamen Internetleitungen und die Beseitigung von Funklöchern konzentrieren. Am Freitag endete in Deutschland die Auktion für neue Mobilfunkfrequenzen.

Sie bringt dem deutschen Staat rund 5,1 Milliarden Euro. Am spendabelsten zeigte sich dabei Vodafone. Das Unternehmen legte 2,1 Milliarden Euro auf den Tisch. Die Telekom ließ 1,8 Milliarden Euro springen, Telefonica 1,2 Milliarden Euro. Die Auktionserlöse fließen an den Bund, der sie zum Teil wiederum in die Förderung des Breitbandausbaus stecken will. Das Mindestgebot für die Frequenzpakete hatte bei 1,5 Milliarden Euro gelegen.

Rekord-Einkauf

Vodafone schlug vor allem im Spektrum der für Datenübertragungen und Telefonate wichtigen Frequenzen bei 1800 Megahertz zu. Experten hatten vor Auktionsbeginn nur mit Einnahmen von 4,4 Milliarden Euro gerechnet. Doch das Ergebnis jener legendären UMTS-Auktion auf dem Höhepunkt des Internet-Hypes zur Jahrtausendwende lässt sich ohnehin nicht mehr erzielen. Damals boten die Mobilfunker 50 Milliarden Euro für neue Frequenzen. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 19.6.2015)