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Mehr Karenzväter, aber immer kürzer beim Kind. Nur knapp die Hälfte unterbricht die Erwerbsarbeit.

Foto: APA/GAETAN BALLY

Wien – Ja, die Freiwilligkeit in Sachen Väterkarenz sei in manchen Branchen "enden wollend", Österreich in Sachen Väterbeteiligung im Vergleich zu Skandinavien noch in der "Startphase". Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske übte sich am Mittwoch bei der Präsentation einer Studie zum Thema Väterkarenz und Wiedereinstieg in der Kunst der optimistischen Formulierung.

Rein vordergründig geben die Daten von rund 440.000 Personen, die in den Jahren 2006 bis 2012 Kinderbetreuungsgeld bezogen haben, dazu auch einigen Anlass.

  • Mehr, aber weniger lang

So hat sich der Anteil der Väter in Karenz von acht auf 17 Prozent mehr als verdoppelt, allerdings: Nur etwas mehr als die Hälfte der Väter (56 Prozent) hat im Jahr 2012 auch wirklich die Erwerbsarbeit unterbrochen. Beim Rest nimmt man an, dass sie die Arbeitszeit zumindest reduziert haben – Daten gibt es dazu aber nicht.

Außerdem zeigt sich: Besonders beliebt wurden bei Männern die Kurzmodelle des Kinderbetreuungsgeldes. Waren 2006 nur 69 von ihnen maximal drei Monate beim Kind, stieg deren Zahl bis 2012 auf 2844 Väter. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Väter, die mehr als sechs Monate daheimbleiben, von 555 auf 262 Väter beinahe halbiert.

Die Studienautoren erklären dies u. a. mit der Einführung des einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldes im Jahr 2010, "welches vor allem von Männern sehr stark in Anspruch genommen wird und kürzere Unterbrechungen fördert". Neueste Zahlen aus dem Familienministerium von März 2015 bestätigen den Trend: Ganze 28,56 Prozent der Väter haben sich im Rahmen des einkommensabhängigen Modells am Kindergeldbezug beteiligt, ähnlich viele (28,11 Prozent) votierten für die Kurzvariante, bei der die Aufteilung mindestens zwölf plus zwei Monate beträgt. In absoluten Zahlen hatten im zwölfmonatigen Untersuchungszeitraum bis März 2015 ganze 16.050 Väter Kindergeld bezogen (bei insgesamt 88.564 Kindergeldbeziehern).

  • Kommunizierende Gefäße

Ein weiterer Effekt: Geht der Vater in Karenz, hat das positive Auswirkungen auf den Wiedereinstieg der Mutter. Rund 77 Prozent der Frauen, die 2010 ein Kind bekommen haben und deren Partner ebenfalls seine Erwerbstätigkeit unterbrochen hatte, haben bis zum zweiten Geburtstag des Kindes wieder zu arbeiten begonnen. Zum Vergleich: Nur 53 Prozent der Alleinerzieherinnen waren trotz höheren ökonomischen Drucks bis zum zweiten Geburtstag des Kindes wieder berufstätig. Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen und Familie in der Wiener Arbeiterkammer, fasst zusammen: "Wiedereinstieg und Väterbeteiligung sind kommunizierende Gefäße." Zum Vergleich: Beim klassischen "Nur die Mutter geht in Karenz"-Modell kehrten nur 56 Prozent der Frauen, die 2010 ein Kind bekommen haben, bis zum zweiten Geburtstag des Kindes – und damit dem Ende des Kündigungsschutzes – wieder ins Erwerbsleben zurück.

  • Andere Orientierung

Die Langzeitvariante des Kindergeldbezugs (30 Monate plus mindestens sechs Monate) ist zwar nach wie vor das beliebteste Bezugsmodell (36 Prozent), seine Attraktivität sinkt jedoch. Beinahe zwei Drittel der Frauen, die 2012 ein Kind bekommen haben, wählten eines der Kurzmodelle, konkret: 27 Prozent entschieden sich für das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld, 28 Prozent für die Variante 20 plus vier Monate. Insgesamt acht Prozent der Frauen votierten für die Modelle 15 plus drei oder zwölf plus zwei Monate. Für Moritz bleibt es bei dem Trend: "Männer orientieren sich an der kürzest möglichen Bezugsdauer, Frauen an der längsten."

Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) wertet die Ergebnisse als deutliches Signal dafür, dass sie mit dem geplanten "Partnerschaftsbonus" genau richtig liege. Den will auch Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) – offen bleibt das Wann. Der Begutachtungsentwurf für das neue Kinderbetreuungsgeldkonto geht sich laut Standard-Informationen nicht mehr vor dem Sommer aus. Auch müsse der Bonus nicht unbedingt ein monetärer sein, heißt es aus dem Familienministerium. Die Arbeiterkammer wünscht sich anderes: 1000 Euro für jeden Elternteil bei gleichmäßiger Aufteilung und das Recht auf einen bezahlten Papamonat. (riss, 25.6.2015)