#kunstjagd

Foto: #kunstjagd

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Wien – Die schlechte Nachricht zuerst: Nach 46 Tagen der Webrätselrallye #kunstjagd bleibt jenes Frauenporträt verschollen, das der jüdischen Familie Engelberg vor 77 Jahren zur Flucht über die Schweiz in die USA verhalf.

Für Siegfried Steinlechner, Projektleiter, ist das trotzdem keine Tragödie: "Es sind zig Bilder aufgetaucht, nur das passende war nicht dabei."

Exakt 7202,2 Kilometer hat das deutsche Journalistenkollektiv Follow the Money zurückgelegt, um Hinweisen von Hörern, Lesern und Usern nachzugehen. Über wöchentliche Podcasts, Nachrichten über What‘s App und Medienkooperationen, etwa mit dem STANDARD entstand ein interaktiver Austausch, entwickelte sich die Geschichte Stück für Stück weiter.

Insgesamt ein Erfolg, sagt Steinlechner: "Es ging daum, verschiedenerZielgruppen zum Thema Kunstraub und Restitution zu interessieren. Wir haben viel positives Feedback bekommen." Beim What’s Up Broadcasting beteiligten sich mehr als 800 User.

Rechercheformation

Follow the Money nennt sich die Rechercheformation, bestehend aus den Journalisten Carolyn Braun, Fredy Gareis, Markus Pfeil, Christian Salewski, Sara Weber, Anna Sosnowski, Uta Röttgers, Patrizia Schlösser. Ihre Aufgabe: Antworten auf klare, instinktiv fesselnde Fragen zu Themenkomplexen und dabei möglichst alle Kanäle zu bespielen.

"Follow the money haben super Arbeit geleistet", sagt Steinlechner. Die ist noch lange nicht zu Ende: Über den Sommer geht die Recherche weiter. Als Abschluss strahlt der ORF am Abend der Reichspogromnacht eine 45-minütige Dokumentation aus.

Steinlechner geht davon aus, dass in Österreich "nicht nur Sender sondern auch Printmedien vermehrt aktiv werden und das eine stärkere Kooperation bedingt." Steinlechner: "Transmedia lebt und das seit Jahren.

Eine Story für verschiedene Medien

Zum Begriff "transmediales Erzählen" gebe es zahlreiche Missverständnisse, sagt Steinlechner. Konkret gehe es darum, "eine Story auf verschiedenen Medien aufzuteilen, die eine gesamte Geschichte ergeben." Wesentlich sei, vorher zu "überlegen, welche Mittel eingesetzt werden, um in der Hauptphase möglichst viel Seher und Seherinnen zu generieren. Ich kann sie in die Recherche miteinbeziehen, aber auch einfach versuchen zu interessieren."

Besonders komplexe Themen würden sich eignen: "Mit Transmedialität kann man Themen nicht nur versenden, sondern sie einfach länger aktuell halten. Das ist bei großen Themen sehr sinnvoll."

TV-Sender, Filmemacher, Produzenten wagen sich hierzlande eher zögerlich auf das weite Multimediafeld. Mit dem Webprojekt "Everyday Rebellion" zeigten Arash und Arman T. Riahi, was andere schon länger praktizieren. Nur ein paar Beispiele:

Generation What Vier Dokumentationen und etliche Onlineangebote animieren Jugendliche in Frankreich zum Mitmachen und Nachdenken über Generationenfragen.

  • Do Not Track Was mit ihren Internetdaten passiert, verfolgen User beim Webprojekt von BR und Arte. Blogger und Journalist Richard Gutjahr informiert.

  • Deine Arbeit, mein Leben Der WDR bastelt aus User Generated Content Dokumentationen und mehr. Ein ganzes Jahr wird so das Thema gefeatured.

  • Soundhunters Musiker begeben sich bei Arte auf die Jagd nach alltäglichen und außergewöhnlichen Geräuschen. Sie komponieren daraus ihre eigene Musik. Arte gilt unter Fernsehsendern als Vorreiter beim crossmedialen Produzieren. So verlässt praktisch keine Dokuserie ohne Zusatzangebote das Haus.

  • Großkonzerne Coca Cola, Microsoft und Lego setzen transmediales Erzählen seit Jahren erfolgreich über Werbung, Gamification bis zu Web-Magazinen um.

Im ORF hat transmediales Erzählen das Entwicklungsstadium kaum verlassen. Intern wird höchstes Interesse kolportiert. Bei der Wahlfahrt gab es zuletzt Zusatzangebote. Steinlechner signalisiert Achtsamkeit: "Wir schauen uns um und freuen uns, wenn es in der Richtung weiter erfolgreiche Projekte gibt." (Doris Priesching, 26.6.2015)