Worpswede – Künstlerinnen beherrschen ab Sonntag (28. Juni) die deutsche Künstlerkolonie Worpswede. Unter dem Motto "Kunstwege- Lebenszeichen" sind in dem nahe Bremen gelegenen Dorf Retrospektiven von Käthe Kollwitz, Jeanne Mammen und Ottilie Reylaender zu sehen. "Die drei Frauen haben die epochalen Umwälzungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts miterlebt", so Matthias Jäger vom Museumsverbund.

Bilder voller Geschichte

Die Ausstellung in der Großen Kunstschau vereint 70 Grafiken, Plastiken und Ölbilder von Käthe Kollwitz. Darunter sind Selbstbildnisse von 1889 bis 1938, der Holzschnitt-Zyklus "Krieg" von 1922, Totenblätter für Karl Liebknecht sowie politische Plakate. Die Kunsthalle präsentiert mit 100 Objekten die bis dato größte Reylaender-Werkschau, einige Bilder werden erstmals öffentlich gezeigt. Reylaender war als Teenager Malschülerin in Worpswede und lebte von 1910 bis 1927 in Mexiko. Später machte sie sich in Berlin als Porträtmalerin einen Namen. "In jedem Bild steckt eine kleine Geschichte. Sie konnte karikieren und hatte Humor", sagte Susanna Böhme-Netzel, Kunsthallenleiterin und Reylaender-Enkelin.

Variete- und Bordellszenen

Reylaender war mit der Berlinerin Jeanne Mammen befreundet. Die beiden Frauen tauschten untereinander auch Bilder. Vermutlich kannten sie Käthe Kollwitz – zumindest vom Sehen. "Mammen, Kollwitz und Reylaender waren 1929 neben vielen anderen bei einer großen Berliner Ausstellung vertreten", sagte die Kuratorin Katharina Groth. Der Barkenhoff widmet sich Jeanne Mammens Oeuvre. Mammen war eine gefragte Illustratorin in der Mode-, Kino- und Zeitschriftenbranche. Schalk blitzt aus ihren Berliner Variete- und Bordellszenen. Ab 1933 widmete sich Mammen dem Kubismus und der Abtraktion. (APA, 26.6.2015)