Vorgetäuscht: Transparenz liegt in Jaromir Novotnys Ölbildern (2014) nicht im Material, sondern wird malerisch dargestellt.

Foto: Peter Paulhart

Wien – "Transparency", so heißt die internationale Nichtregierungsorganisation, die sich dem Kampf gegen Korruption verschrieben hat. Gleichzeitig assoziiert man mit dem Wort aber auch die zunehmende Überwachung, die der Grund für das Phänomen des "gläsernen Menschen" ist.

In der Galerie Georg Kargl in Wien bringt man derzeit unter dem Titel Transparency ebenfalls Dinge zusammen, die man üblicherweise eher getrennt voneinander betrachten würde. Da sind – grob gesprochen – einerseits die politisch aufgeladenen Werke und auf der anderen Seite eine ganze Reihe ästhetischer Experimente: Die metaphorische Transparenz verknüpft man mit jener des Materials. Von Plexiglas über Glas bis hin zu Wasser reichen dann auch die künstlerischen Mittel, die hier aufeinandertreffen.

Andreas Fogarasi verwendete etwa für einen Teil seiner Arbeit Vasarely go home (2010) Plexiglasständer, und Thomas Locher benutzt Fensterglas als Textträger. Während diese beiden konzeptuell angelegten Arbeiten sich noch sehr schön zueinanderfügen, hat Maurizio Nannucci den Logos ganz anders gefasst: die insgesamt zwölfteilige poetische Fotoarbeit scrivere sull'aqua / writing on water (1973/2015) zeigt, wie der Künstler – fernab jeder Logik – Buchstaben ins Wasser wischt.

Wasser taucht als Mittel für Experimente, Spiegelungen und das Verzerren von Bildern in der Schau noch öfter auf: Sei es bei Michael Gumhold, der Spuren von Wassertropfen an die Wand projiziert, oder bei Liddy Scheffknecht, die ihrer Videoinstallation Close up mit Bildern der Oberflächenstrukturen von Flüssigkeiten meditative Qualitäten verleiht. Auf einer Fotografie Attila Csörgös scheinen zwei Gläser voll Wasser die Gesetze der Schwerkraft zu untergraben, denn die Flüssigkeiten steht darin nicht waagrecht, sondern schräg. Von Hans Haacke, der heute vor allem für politische Arbeiten bekannt ist, zeigt man das Objekt Blue White Zig Zag (1965), ein Gefäß, in dem der Künstler die Eigenschaften von Flüssigkeiten untersucht hat.

Glas und Kuben

In der thematisch sehr offen gehaltenen Schau verzweigen sich hier nun mögliche Verbindungslinien: eine führt zu Haackes Konzeptkollegen Joseph Kosuth und dessen ebenfalls 1965 entstandenen Arbeit Glass Words Material Described, die andere von Haacke, dessen legendärer Kondensationswürfel ins Jahr 1963 datiert, zu den vielen anderen in der Ausstellung versammelten "Cubes". Neben einem blauen Glaswürfel des Minimalisten Larry Bell präsentiert man etwa auch die Arbeit 4 cubes (2004) von Gerwald Rockenschaub – vier gleich große übereinandergestapelte Würfel.

Auf einer Art Würfelsystem scheint zudem das Modell Empty Shoj Screen Pergola / Two-Way Mirror Container (1991) von Dan Graham zu beruhen. Graham ist in der Schau aber überdies der Gruppe der "Architekten" zuzurechnen: Wie politisch das Transparente auf diesem Gebiet eingesetzt wird, zeigen etwa das Modell eines irren Gebäudes der Mineralölfirma pennzoil von Gerold Tagwerker oder eine weitere Arbeit von Thomas Locher. Unter dem Titel Politics of communication hat dieser sich mit den Strukturen von Großraumbüros befasst.

Nach Positionen von Künstlerinnen hat man bei der Suche nach Transparency offenbar nicht besonders lange gesucht. Denn die "shaped canvas" von Dora Maurer passen leider nicht so perfekt zum Thema Transparenz. Das setzt der tschechische Künstler Jaromir Novotny im Genre Malerei wohl am subtilsten um. (Christa Benzer, 3.7.2015)