Bild nicht mehr verfügbar.

Sonja Ablinger ist seit Mai Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Bekannt wurde sie als streitbare SPÖ-Abgeordnete, mittlerweile ist Sonja Ablinger gar kein Parteimitglied mehr, sondern neue Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. In dieser Funktion wird sie sich auch dem Thema Lohngerechtigkeit widmen und fordert als erstes Änderungen bei den Einkommensberichten. Kritik übte sie an der SPÖ für deren Umgang mit der rot-blauen Koalition im Burgenland.

Eine breite Öffentlichkeit kennt Ablinger seit dem parteiinternen Streit um die Nachrückung auf das Nationalratsmandat der verstorbenen Barbara Prammer. Zunächst zog sie sich als Frauenvorsitzende in Oberösterreich zurück, als die SPÖ im Burgenland mit der FPÖ gemeinsame Sache machte und die Bundespartei dies akzeptierte, reichte es Ablinger, sie trat aus der Partei aus. Seit Ende Mai ist die Oberösterreicherin neue Vorsitzende des Frauenrings, der Dachorganisation österreichischer Frauenvereine, und als solche will sie auf frauenpolitische Bündnisarbeit setzen, denn "seit der Wirtschaftskrise verschwinden frauenpolitische Themen völlig von der Tagesordnung".

Ein wichtiges Thema aus ihrer Sicht sind die nach wie vor bestehenden Einkommensunterschiede: "Ein Thema, wo man sagt, das kann man nicht mehr hören. Ich möchte es auch nicht mehr hören ehrlich gesagt, aber dass wir darüber reden müssen, liegt nicht an den Frauen und den Frauenorganisationen, sondern an der andauernden Verweigerung einer Gleichstellung von Frauen."

"Fehlerhafte" Einkommensberichte

Für die Unterschiede gebe es "mehrere Ursachen, die nicht in dem Maße angegangen werden, wie es notwendig wäre", erklärte Ablinger im Gespräch mit der APA. Zum einen seien jene Branchen, in denen hauptsächlich Frauen arbeiten, schlechter bewertet und bezahlt – hier brauche es eine neue Bewertung dieser Tätigkeiten etwa der Pflege oder anderer Dienstleistungen. Zum anderen werde Teilzeit zu einer überwiegenden Beschäftigungsform für Frauen und nicht zuletzt seien die verpflichtenden Einkommensberichte noch "fehlerhaft". Zu letzteren soll laut Frauenministerium in Kürze eine Evaluierung dieser Maßnahme für mehr Transparenz vorliegen.

Ablinger drängt hier auf Präzisierungen in Bezug auf die Überstundenleistungen, unterschiedliche Lohnbestandteile und die Veröffentlichung: "Ungerechtigkeiten überleben immer im Dunkeln und darum muss man das Licht drauf halten, um zu sehen wo die Brüche sind." Grundsätzlich sei es Aufgabe der Betriebe, Lohngerechtigkeit herzustellen: "Es liegt nicht am Verhandlungsgeschick der Frauen." Sie sieht die gesamte Gesellschaft gefordert: "Ich hoffe, dass die Frage der Einkommensgerechtigkeit nicht eine ist, die man die Frauen allein ausstreiten lässt."

Im Herbst bringt der Frauenring das Thema Unterhaltsregelungen aufs Tapet. Erfreut zeigte sich Ablinger über die nun klareren Formulierungen zur sexuellen Belästigung im Strafgesetzbuch sowie die ebenfalls beschlossene Evaluierung dieser Bestimmungen. In Sachen Kindergeld spricht sie sich für einen Rechtsanspruch aus, so sollten beispielsweise jeweils acht Monate an Mutter und Vater gebunden werden. Dies würde ihrer Meinung nach die Väterbeteiligung erhöhen. Strikt abgelehnt wird von Ablinger eine von der ÖVP forcierte vorzeitige Angleichung des Pensionsantrittsalters von Frauen an jenes der Männer: "Damit Frauen eine höhere Pension kriegen, müssen die Frauen mehr verdienen."

Ausschlaggebend für ihren Parteiaustritt

Der Frauenring sei immer wieder in Kontakt mit dem Frauenministerium, wobei Ablinger sich in der Befürchtung bestätigt sieht, dass es ein Fehler war, das Frauenressort und das Bildungsministerium zusammenzuschließen. Mit Ministerin und SPÖ-Frauenvorsitzender Gabriele Heinisch-Hosek habe sie heute ein "professionelles" Verhältnis, erklärte Ablinger: "Damals hätte es ihr (Heinisch-Hosek, Anm.) und der Sache gut getan, wenn man den Konflikt geführt hätte." Ablinger betonte, dass es ihr in der Diskussion über die Einhaltung der Frauenquote nicht um ihre eigene Person gegangen sei.

Zur Bundespartei oder Parteichef Werner Faymann will sie sich heute eigentlich nicht mehr äußern. Ablinger räumt aber ein, dass die Haltung zur SPÖ-FPÖ-Zusammenarbeit im Burgenland "sehr ausschlaggebend" für ihren Parteiaustritt war. Dass die Bundes-SPÖ sagt, dies sei Sache eines Bundeslandes zeige, wie wichtig man Parteitagsbeschlüsse nimmt. Man habe einfach "zur Kenntnis genommen", dass die SPÖ im Burgenland mit der FPÖ koaliert – "eine Koalition mit rechtspopulistischen und nationalistischen Positionen". Das einfach zu akzeptieren, habe sie "wirklich erschüttert", so Ablinger: "Das war der entscheidende Punkt, das kann ich nicht mehr mittragen." (APA, 20.72015)