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Das komplexe Thema sexuelle Gewalt über eine App vermitteln? Das kann schiefgehen.

Foto: AP/Desmond Boylan

Sexualstrafrecht neu nun auch in Deutschland: Jetzt soll auch in Deutschland das Sexualstrafrecht verschärft werden. Wie in Österreich geht es etwa bei Vergewaltigungen um Situationen, in denen Frauen zwar Nein gesagt haben, sich aber aus verschiedenen Gründen nicht weiter wehren konnten. Strafrechtsexpertin Tatjana Hörnle sieht in dem Entwurf zwar eine Verbesserung, kritisiert aber, dass er im Prinzip noch immer auf der Vorstellung fußt, eine Frau müsse gegen eine Vergewaltigung Widerstand leisten.

"Grundfall des Sexualstrafrechts müsste sein, dass der Täter sich über den erkennbaren Willen des Opfers hinwegsetzt. Es darf keine Konstellationen geben, bei denen dies straffrei bleibt, nur weil zum Beispiel die Situation nicht einschüchternd genug war", sagt Hörnle in diesem lesenswerten Interview der "taz".

Konsens via App: Das "Bitch Magazine" stellte allerdings die Frage, ob Konsens via App der richtig Weg ist, um sexueller Gewalt vorzubeugen. In den letzten Jahren wurde sexuelle Gewalt an US-amerikanischen Unis immer wieder debattiert. 2014 wurde an öffentlichen Unis in Kalifornien das Konsensprinzip zum Gesetz. Dass auch Technologien beim Schutz vor Übergriffen helfen können, zweifelt Grace Manger in ihrem Beitrag nicht an.

So gebe es Apps für ein sichereres Gefühl auf dem Nachhauseweg: Ein Button muss gedrückt gehalten werden; wird der Finger vom Knopf genommen, ohne dass eine entsprechende PIN eingegeben wird, wird die nächstgelegene Polizeistation verständigt. Die App schützt allerdings nicht vor Übergriffen in vertrauter Umgebung, wo eine Vergewaltigung wahrscheinlicher ist als auf der Straße.

Eine vor kurzem erschienene App will auch dieses Problem lösen. Die App We-Consent möchte Konsens mit einem einfachen Ja/Nein-Fragesystem sichern, dessen Antworten die PartnerInnen aufzeichnen können. Das Problem damit sei allerdings, so Manger, dass nicht einkalkuliert wurde, dass sich Meinungen im Laufe einer sexuellen Handlung ändern können und dass die Verantwortung wieder den Opfern zugeschoben werden könnte, weil man nicht ausreichend vorgesorgt habe.

Geiler Egoismus und ekliger Feminismus: Es ist zwar schon einige Monate her, dass Ronja von Rönne der Welt unbedingt mitteilen musste, warum sie der Feminismus "anekelt". Doch für diese aktuelle Nachbetrachtung von Elfriede Hammerl ist es nie zu spät: "Während es angehende wie angesehene PublizistInnen oft gar nicht so leicht haben, fundierte Betrachtungen zu relevanten Themen zu veröffentlichen, wird antifeministisches Schwadronieren bereitwillig gedruckt, auch wenn es teilweise auf freier Erfindung basiert", schreibt Hammerl in ihrem "Profil"-Kommentar "Zeitfenster zu" und macht von Rönnes Argumentationslinie deutlich: Gibt es für etwas einen Markt, wird es schon passen.

"Wenn Firmen ihre Produkte mit nackten Frauen bewerben, halte ich das für gerechtfertigt, offensichtlich gibt es ja den Markt dazu", zitiert Hammerl von Rönnes Logik und folgert: "Egoismus ist geil. Sich für andere einzusetzen, verachtenswert. Das eigene Glück ist wichtig, der eigene Vorteil das Einzige, worum es sich zu kämpfen lohnt. Und solange es einen Markt für SklavInnen gibt, ist bestimmt auch Menschenhandel gerechtfertigt."

Sexismus in der Musikwelt? Ach, Quatsch: "Wusstet ihr, dass in Deutschland auf Festivalbühnen zu circa 92 Prozent Männer stehen? Egal wie alternativ die Festivals sind?", fragt die feministisch bewegte Musikerin Sandra Grether in diesem Beitrag. Grether beschreibt darin das konsequente Kleinreden von Sexismus im Musikgeschäft, das sie seit Jahren höre, während sie etwas völlig anderes sehe und erlebe.

Und weil die Sängerin, Songschreiberin und Keyboarderin der Band Doctorella schon seit den 1990er-Jahren dabei ist, hat sie einiges zu erzählen. Wie auch viele andere Musikerinnen: "Tauscht man sich mit anderen Musikerinnen aus, stellt man schnell fest: Wir machen alle haargenau die gleichen Erfahrungen, jedenfalls wenn wir weiß sind." Vergleiche zum Beispiel, die etwas anders ausfallen als bei den Kollegen, "die mit den größten Dichtern, Provokateuren und Bands aller Zeiten verglichen werden. Bei der Musikerin sind Vergleiche beliebt mit Figuren aus der Sesamstraße, aus Kinderbüchern, Cartoons und Klatsch/Promi-Presse. Wie oft ich schon 'Pippi Langstrumpf' war!" (red, 24.7.2015)