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Heuer dürfen erstmals auch Männer bei der Sportart Synchronschwimmen antreten.

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Das deutsche Team "SyncroLibido" bei den Gay Games 2010 in Köln. In puncto Ästhetik gibt es durchaus noch Luft nach oben.

Foto: AP/apn/ Hermann J. Knippertz

Kasan – Es ist ein umstrittenes WM-Debüt in Kasan: Erstmals treten auch Männer im Synchronschwimmen an, in gemischten Paaren. Aber es ist eine Revolution wider Willen. Zumindest für die auf ihre dominierenden Synchronschwimmerinnen so stolze russische Nation, die zuletzt 2009 einen WM-Titel verpasst hat.

Ein österreichisches Paar ist bei dieser Premiere nicht am Start. Der OSV ist in Kasan durch Nadine Brandl im Solobewerb sowie Anna-Maria und Eirini-Marina Alexandri im Duett vertreten.

Es sei eine "dumme" und "fehlerhafte" Entscheidung des Weltverbandes FINA, diese neue Mixed-Disziplin einzuführen, schimpfte Russlands Sportminister Witali Mutko. "In der Geschichte des Schwimmsports hat es so etwas noch nicht gegeben. Aus meiner Sicht ist Synchronschwimmen eine Sportart nur für Frauen."

Ein besonderer Tabubruch

Russische Sportkommentatoren beeilten sich zu betonen, dass es sich bei den "männlichen Nixen" um Männer mit einer "normalen sexuellen Orientierung" handle. Mit Homosexualität oder einem Wandel von Geschlechterrollen tut sich das Land traditionell schwer. Dass nun Männer in eine von Frauen geprägte Domäne vordringen, ist für das Riesenreich ein besonderer Tabubruch.

Olympiasiegerin Swetlana Romaschina kann der Entscheidung der FINA nichts Gutes abgewinnen. Sie sei zwar einmal mit dem prominenten US-Synchronschwimmer Bill May aufgetreten, aber geändert habe das nichts an ihrer Meinung: "Ich bin kategorisch gegen Männer in unserer Sportart." Es sei eine Sportart, bei der es um Schönheit und Grazie und nicht um Stärke gehe.

Trotz der Ressentiments findet sich der Gastgeber nun aber mit dem Novum ab – und will gar nicht anderen das Feld überlassen. Es geht um eine Disziplin, die das Riesenreich fast als sportliches Nationalheiligtum ansieht. Geschichte schreiben will in der islamisch geprägten Teilrepublik Tatarstan der Russe Alexander Malzew.

Unklares Bewertungssystem

"Ich habe mich extrem gefreut, als ich von der Perspektive erfahren habe, bei einer Weltmeisterschaft anzutreten", betonte Malzew. Für ihn und seine Partnerin Darina Walitowa sei das eine große Verantwortung.

Einen Sieg bejubelten Malzew und Walitowa unlängst bei einem internationalen Bewerb in Rom. Er trug zur Erinnerung an den 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland einen Badeanzug im Stil eines Rotarmisten.

Die russische Nationaltrainerin Tatjana Pokrowskaja ärgerte sich darüber, dass es wegen der kurzfristigen Entscheidung der FINA kaum Zeit gab, alles gut vorzubereiten. "Aber unser Land führt im Synchronschwimmen. Und das bedeutet, dass wir kein Recht haben, hier jemandem unsere Position zu überlassen", betonte Pokrowskaja.

Äußerst unklar ist allerdings, wie die neue Sportart eigentlich bewertet werde. "Hier gehen die Meinungen auseinander: ob der Partner maskulin wirken soll vor dem Hintergrund seiner fragilen Partnerin – oder ob beide ähnlich sein sollen", erklärte Pokrowskaja. Die WM in Kasan wird den ersten Weg weisen. (APA, 24.7.2015)