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Foto: APA/EPA/ETIENNE LAURENT

Bregenz – Der preisgekrönte französische Mathematiker Cedric Villani hält wissenschaftlichen Fortschritt für nicht vorhersehbar. Gleichzeitig ist er aber überzeugt davon, dass die nächste wissenschaftliche Revolution kommen wird, wie er bei der Veranstaltungsreihe "Vision of the Future" im Bregenzer Festspielhaus erklärte. Die Mathematik erlebe gerade ihr Goldenes Zeitalter, so Villani.

Der 41-jährige Franzose, der Träger der Fields-Medaille (renommiertester Preis der Mathematik, Anm.) und als Popstar in seiner Branche gilt, unterstrich in seinem Vortrag die Veränderungskraft der Mathematik und der Wissenschaften überhaupt. Durch den Technologie-Fortschritt sei es heutzutage möglich, dass viele Wissenschafter weltweit am selben Problem arbeiten und viele Beiträge zu einem zusammenfließen. Die Mathematik sei Teil des Alltags, ganz offensichtlich etwa im Computer oder im GPS-Navigationssystem, versteckter im künstlichen Herzen oder im Computertomografen.

Revolutionäre Ideen und überraschende Lösungen

Die Idee eines Einzelnen habe das Potenzial, die Welt zu revolutionieren, zählte Villani mehrere Beispiele aus dem vergangenen Jahrhundert auf. So sei die Geschichte von einigen wenigen Wissenschaftern stark beeinflusst. Wichtiger aber noch sei, dass an von solchen Personen hervorgebrachten Gedanken jeweils hunderttausende Menschen weiterarbeiten.

Wie aber gelingt der geniale Einfall? "Kurz gesagt: Das weiß keiner", räumte Villani mit zahlreichen Mythen auf. Die gesuchte Idee tauche in einem Moment auf, "der mit dem Problem nichts zu tun hat", stellte er fest. Zuerst füttere man das Gehirn mit dem Problem, das Unterbewusstsein arbeite anschließend ununterbrochen daran – bis es gelöst ist.

Allerdings gebe es einige "Zutaten", die es für die ersehnte Idee, die Lösung eines mathematischen bzw. wissenschaftlichen Problems, brauche. Dabei zählte Villani die Aufbauarbeit anderer ebenso auf wie die Motivation ("Niemand weiß, was motiviert"), das entsprechende Umfeld, den Austausch mit Kollegen oder auch die "Beschränkung" ("Es gibt keine Kreativität ohne Beschränkung. Aber man muss das richtige Maß finden.") auf. Nicht zuletzt wies er aber auch auf die "Mischung aus scharf nachdenken und Erleuchtung" hin und auf – Glück. Glück falle jedoch nicht einfach vom Himmel, sondern entstehe aus Hartnäckigkeit, betonte der Mathematiker.

Die Veranstaltungsreihe

Die Veranstaltung "B15 – Vision of the Future" im Festspielhaus wurde zum siebten Mal durchgeführt. Die drei bekannten Vorarlberger Persönlichkeiten Eugen A. Russ, Hans-Peter Metzler und Stefan Delacher laden nunmehr jedes zweites Jahr führende Wissenschafter nach Vorarlberg ein, um über zukunftsträchtige Themen zu diskutieren. Zuletzt waren die Physiker David Jonathan Gross, Kip S. Thorne und der Virologe David Baltimore zu Gast gewesen. (APA, 25. 7. 2015)