Istanbul – Die neue türkische Familien- und Sozialministerin Aysen Gürcan sieht den häuslichen Frieden in Gefahr, wenn Frauen nicht kochen können. "Wenn eine muslimische Frau nicht weiß, wie Börek zubereitet wird, dann ist die Familie zum auseinanderfallen verurteilt", zitierte die türkische Tageszeitung "Hürriyet" am Sonntag einen Tweet von Gürcan. Börek sind gefüllte Teigtaschen.

Die Kurznachricht sei mittlerweile gelöscht worden. Die Professorin für Erziehungswissenschaften ist Ministerin im Übergangskabinett des AKP-Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu. Die Interimsregierung soll das Land bis zu den Neuwahlen am 1. November führen. Laut "Hürriyet" ist Gürcan geschieden und alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Sie ist die erste türkische Ministerin, die ein Kopftuch trägt.

Parlamentarierinnen mit Kopftuch

In Schulen, Universitäten und Behörden waren Kopftücher in der laizistischen Türkei lange untersagt. Das Verbot wurde in den 80er Jahren vom Militär eingeführt. Erst die islamisch-konservative AKP-Regierung hat das Verbot im Öffentlichen Dienst gelockert, und das Verbot in den Universitäten und Schulen ganz aufgehoben. Weiterhin untersagt ist die Verschleierung für Frauen in den Sicherheitskräften und im Justizdienst. Seit 2013 dürfen auch Parlamentarierinnen ein Kopftuch tragen. (APA, 31.8.2015)