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In dem Maße, in dem sich Ess-Störungen in den Industrieländern häufen, tut es auch die Literatur zu diesem Thema, wobei die Gewichtung des Blickwinkels eine Änderung erfahren hat. Handelte es sich noch vor zwanzig/dreißig Jahren beinahe ausschließlich um eine wissenschaftliche Erforschung von oben nach unten, mehrt sich in jüngster Zeit die Erörterung der Ursachen dieser Erkrankungen durch Erfahrungsberichte betroffener Frauen.

Das vorliegende Buch liefert eine ausgewogene Berichterstattung von beiden Polen und ist - obgleich nach wissenschaftlichen Kriterien verfasst - auch für LaiInnen relativ leicht und verständlich zu lesen. Die überarbeitete Dissertation der Psychologin und Erziehungswissenschafterin Annemarie Rettenwander basiert auf Interviews und Fragebögen mit der Kernfrage "Was denken die Frauen selbst über die Ursachen ihrer Erkrankung?", wobei die Überschneidungen und Vergleiche von Anorexia nervosa und Bulimie zusätzliche Informationen bringen und auch mit alten Vorurteilen, beide hätten mit einander nichts zu tun, aufräumen.

Dieses Buch ist ein überaus intelligentes! Nicht nur, dass es äußerst aufschlussreiche Erörterungen über ein zunehmendes psychosoziales Problem zu Tage fördert, macht es vor allem Mut und bringt Hoffnung für von Ess-Störungen betroffene Frauen. Die Selbstverstümmelung kann aufgegeben werden. Der Hunger kann ein Ende haben, wenn er auf den Ebenen gestillt wird, die unterernährt und am Verhungern waren und sind. (dabu)