Angelika Ratwohl, Geschäftsführerin der Frauenhäuser Steiermark, hofft auf eine zukünftige Gesprächsbereitschaft von Seiten des Soziallandesrates Flecker (SPÖ).
Frauenhaus Graz/red
Der Vorstand der Frauenhäuser Steiermark will mit seinem sofortigen Rücktritt "ein drastisches Zeichen nach außen setzen".
dieStandard.at: Im März wurde das neue Frauenhaus in Kapfenberg unter großem Trara eröffnet, im Juni bereits kündigt die Leiterin Edith Glatz, weil sie unter diesen Umständen nicht arbeiten kann. Jetzt tritt der ganze Vorstand geschlossen zurück ( DER STANDARD berichtete ), was ist passiert?

Angelika Ratswohl: Wir, also der Verein der Steirischen Frauenhäuser, kritisieren das Gewaltschutzgesetz so stark, dass wir beschlossen haben, die Frauenhäuser unter diesen Umständen nicht weiter führen zu können. Auch wenn das Gesetz auch eine tolle G'schicht ist.

dieStandard.at: Was sind die guten Seiten?

Angelika Ratswohl: Die Frauen haben endlich einen gesetzlichen Anspruch auf Schutz bei Gewalterfahrungen, das ist schon ein Fortschritt. Aber, dass Frauen in traumatisierten Situationen ihre Anonymität aufgeben müssen - zum Beispiel - entspricht nicht unseren Grundsätzen.

dieStandard.at: Was hat den Vorstand noch zum Rücktritt bewogen?

Angelika Ratswohl: Wir können mit der momentanen finanziellen Ausstattung nicht mehr in unserem Sinn arbeiten. Wir mussten in Kapfenberg fünf und in Graz vier Stellen kürzen. Das bedeutet, dass wir das Haus in Kapfenberg nicht mehr rund um die Uhr besetzen können, was sicherheitstechnisch ein Wahnsinn ist.

dieStandard.at: Was bedeutet diese "Ausnahmesitation" jetzt für den Verein?

Angelika Ratswohl: Morgen wird es eine Mitgliedergeneralversammlung geben, in der wir weitere Schritte klären müssen. Wir müssen uns entscheiden, wie es weiter gehen soll.

dieStandard.at: Und was bedeutet es für die Arbeit im Frauenhaus?

Angelika Ratswohl: Die läuft ganz normal weiter, das können wir schon gewährleisten. Die Häuser führen wir weiter.

dieStandard.at: Und welches Druckmittel haben Sie dann in der Hand?

Angelika Ratswohl: Wir mussten ein drastisches Zeichen nach außen setzen, die Öffentlichkeit auf unsere Situation aufmerksam machen. Schließlich hoffen wir, dass die neue Landesregierung das Gewaltschutzgesetz novelliert. Und dass wir wieder eine Gesprächsbasis mit dem Soziallandesrat Flecker finden, um über die Erhöhung der Tagessätze oder eine zusätzliche Finanzierung verhandeln zu können.

dieStandard.at: Und warum verweigert der Soziallandesrat Flecker eigentlich das Gespräch mit Ihnen?

Angelika Ratswohl: Ja, das müssen Sie den Landesrat fragen.

(e_mu)