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Die "Emma"-Initiative fordert, "78 Jahre nach Erringung des Frauenstimmrechts" einer potenziellen Kanzlerin "mit derselben Fairness und demselben Respekt zu begegnen wie einem Kanzler".
Foto: Reuters/Kopczynski
Frankfurt/Main - Gleich zwei Initiativen setzen sich auch nach der deutschen Bundestagswahl für CDU-Chefin Angela Merkel als Kanzlerin ein. Am Freitag erscheint eine ganzseitige Anzeige in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", mit der 130 Frauen parteiübergreifend die angestrebte Kanzlerschaft von Merkel unterstützen. Daneben hat die Frauenzeitschrift "Emma" einen "Appell der 33" gestartet, in dem vorwiegend Frauen einen fairen Umgang mit einer "potenziellen Kanzlerin" fordern.

Die Zeitungsanzeige wurde initiiert von der Filmproduzentin Regina Ziegler, der Journalistin Inga Griese und der Unternehmerin Ann-Katrin Bauknecht. "Hintergrund für das Engagement ist das unwürdige und undemokratische Auftreten von Gerhard Schröder nach der Bundestagswahl", heißt es in einer Presseerklärung. Die Union habe die Wahlen mit einer Mehrheit von 440.000 Stimmen eindeutig, wenn auch knapper als erwartet gewonnen. "Daraus leitet sich klar der Anspruch ab, die Kanzlerkandidatin zu stellen. Viele Frauen empfinden deswegen die Diskussion um den Führungsanspruch von Angela Merkel als Zumutung und kontraproduktiv für Deutschland." Die Situation in Deutschland sei "zu ernst für persönliche und machtpolitische Spielchen", erklärte Ziegler.

Prominente Unterzeichnerinnen

Zu den Unterzeichnerinnen gehört auch die Ehefrau des ehemaligen SPD-Politikers Rudolf Scharping, Christina Gräfin Pilati, die bereits vor der Wahl einer Unterstützerinneninitiative für Merkel organisiert hatte. Daneben haben unter anderen auch die Schauspielerinnen Jenny Elvers-Elbertzhagen und Tina Ruland, Sängerin Vicky Leandros, die Modeschöpferin Gabriele Strehle und die Sportlerin Isabell Werth unterzeichnet.

Respekt eingefordert

Die "Emma"-Initiative fordert, "78 Jahre nach Erringung des Frauenstimmrechts" einer potenziellen Kanzlerin "mit derselben Fairness und demselben Respekt zu begegnen wie einem Kanzler". Es sei an der Zeit, nüchtern festzustellen, dass die Union die Wahl knapp gewonnen habe. Während der Anspruch Merkels auf die Kanzlerschaft in ihrer Partei bisher unhinterfragt sei, stehe einer großen Koalition noch die Forderung der SPD im Weg, Merkel müsse sich zurückziehen, heißt es in dem Appell. Das werfe die Frage auf, ob für die Sozialdemokraten ein "sachliches Motiv" existiere, "die Herren Wulff oder Stoiber oder Koch einer Frau Merkel vorzuziehen", oder ob die Ablehnung einer Kanzlerin mit deren Geschlecht zu tun habe.

"Geht es hier in Wahrheit nicht um Sachfragen, sondern um die symbolische Liquidierung des Anspruchs von Frauen auf Führung? Wenn das so ist, wäre das für alle Frauen alarmierend, egal welche Partei sie wählen", heißt es in dem Appell. Zu den UnterzeichnerInnen gehören etwa die Schauspielerinnen Katrin Sass und Katharina Thalbach, die Karikaturistin Franziska Becker, die Schriftstellerinnen Ulla Hahn und Monika Maron sowie der Journalist Hellmuth Karasek, der Theologe Fritz Köster, der Historiker Paul Nolte, der Schriftsteller Frank Schätzing und der Physiker Christian Thomsen. (APA)