Biografie Rosa Puhm

Rosa Puhm wurde 1909 in Wien geboren und wuchs in einem sozialdemokratischen Elternhaus im Bezirk Ottakring auf. Gegen den Willen ihrer Eltern schloss sie sich dem Kommunistischen Jugendverband an und nahm aktiv an den politischen Auseinandersetzungen der Ersten Republik teil. Das Land ihrer großen Hoffnungen war der in Russland entstandene Arbeiter- und Bauernstaat. Als 1932 ihr Freund Dino Maestrelli, ebenfalls überzeugter Kommunist und politischer Emigrant, in die Sowjetunion fuhr, nahm sie die Gelegenheit wahr, ihm zu folgen. Dort arbeiteten beide im Autowerk von Gorki.

Am 31. Dezember 1937 wurde das junge Paar brutal aus dem Schlaf gerissen. Dino wurde von zwei Milizen abgeführt. In den Sog der Moskauer Schauprozesse geraten, wurde er – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – am 3. März 1938 hingerichtet. In den folgenden zehn Jahren musste Rosa Puhm sich mit ihrem Sohn Remo durchschlagen und war als Frau eines "Volksfeindes" besonderen Schikanen ausgesetzt. Puhm schildert das Alltagsleben in Gorki in der Zeit des "Großen Vaterländischen Krieges", die Schrecken der Bombardierungen, Krankheiten, Hunger und Kälte, aber auch Akte des gegenseitigen Helfens und der Großherzigkeit. Rosa Puhm verstarb 1997 in Wien. (red)

Rosa Puhm:
Trennung in Gorki
Erinnerungen an eine Zukunft
280 S. /17,90
Milena Verlag 2006
ISBN 3-85286-124-1
Foto: Milena

Das Wichtigste ist, sich selber treu zu bleiben

Widerständige Frauen sind lange aus der offiziellen Geschichtsschreibung ausgeklammert worden; sie werden aber dank der neuen Frauenbewegung und engagierter Frauen immer mehr sichtbar. Das neue Buch der Bestsellerautorin Erica Fischer, deren dokumentarische Erzählung "Aimée & Jaguar" verfilmt und in 16 Sprachen übersetzt wurde, widmet sich solchen Frauen: Im Mittelpunkt stehen die bewegenden und leidvollen Lebensgeschichten der Schwestern Rosl Breuer und Liesl Hahn; im Hintergrund steht die österreichische Geschichte vom Ersten Weltkrieg bis zum "Prager Frühling" im Nachbarland im Jahr 1968.

"Sich selber treu zu bleiben" lernen die Zwillingsschwestern schon als Kinder. Im Alter von 23 Jahren wird Rosl von der Gestapo gefoltert. Bevor die junge Frau aber jemanden verrät, versucht sie lieber, sich das Leben zu nehmen – und überlebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bleibt Rosl in Wien, ihre Schwester geht in die Tschechoslowakei. Der "Prager Frühling" 1968 sollte sie schließlich wieder vereinen ... spannend, erschütternd ... sehr zu empfehlen! (dy)

Erica Fischer.
Das Wichtigste ist, sich selber treu zu bleiben.
Die Geschichte der Zwillingsschwestern Rosl und Liesl.
207 S. / 19,95 Euro.
Ueberreuter, 2005.
ISBN 3-8000-7081-2.

Things.Places.Years

"Die Stellung, die meine Mutter annahm, war nicht gerade einfach. Aber wir waren aus Nazi-Österreich entkommen. Und das war die Hauptsache." (Lisbeth Fischer-Leicht Perks). "Die Geschichte meiner Mutter war mit Bruchstücken grauenhafter Geschichten vermischt, über die nicht wirklich geredet werden konnte. Das Wissen über den Genozid bestimmt einfach alles." (Tamar Wang). "Das Beste, was sich über Haiders Aufstieg zur Macht sagen lässt, ist, dass dadurch ein Bewusstsein für die verdrängte und verleugnete Vergangenheit Österreichs verstärkt wurde." (Katherian Klinger)
Drei Zitate aus dem reichhaltigen und zutiefst berührenden Fundus des Buches, in dem zwölf Frauen über ihre Erfahrungen von Vertreibung, Emigration und Holocaust sprechen. Doch dabei bleibt es nicht. Die Berichte zeigen, dass das, was eigentlich seit fünfzig Jahren Vergangenheit ist, seine Spuren zieht, dumpf und klar im Hier und Jetzt. Und wie davon das Leben der Generationen geprägt wird. Absolut empfehlenswert! (dabu)

Klub Zwei (Hg):
Things.Places.Years
Das Wissen jüdischer Frauen
Studien Verlag 2005
ISBN 3706519372
Euro 34,90
Foto: StudienVerlag

Käthe Spiegel

Käthe Spiegel war eine von vielen, die gemäß den "Nürnberger Rassegesetzen" als "Volljüdin" ermordet worden ist. Möglicherweise 1941/42, genaueres ist nicht bekannt. Ebenso wenig die außergewöhnliche Laufbahn der Historikerin, die Studien zur Prager Universitätsgeschichte, zur amerikanischen Revolution und zur europäischen Friedensfrage publiziert hat. Trotz extremer Diffamierungen der Mehrheit der zur NS-Ideologie übergelaufenen ProfessorInnen der Prager Deutschen Universität ließ sich Käthe Spiegel nicht entmutigen und verstärkte speziell ab den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ihren Kampf für die Durchsetzung von Frauenrechten. (dabu)

Gerhard Oberkofler:
Käthe Spiegel
Aus dem Leben einer altösterreichischen Historikerin und Frauenrechtlerin in Prag
Studien Verlag 2005
ISBN 3706541378
Euro 18,90
Foto: Studien Verlag

Wiener Damenhaft

Ein nie geführtes Gespräch zwischen Johanna Dohnal, Lotte Ingrisch-einem, Edith Klestil, Freda Meissner-Blau, Maria Schaumayer, Lotte Tobisch-Labotyn und Emmy Werner über weibliche Wege im Wien des 20. Jahrhunderts, lautet der Untertitel dieses interessanten Buches, das auf einzelnen Interviews mit diesen bekannten Frauen beruht. Das Motiv der Autorin, zu zeigen, welche Bilder der "erfolgreichen Frau" Österreich in der Zweiten Republik hervorgebracht hat, ist wahrlich gelungen. Als Resultat liegt ein spannendes und teilweise auch amüsantes Zeitdokument vor. Sehr zu empfehlen! (dabu)

Michaela Spiegel:
Wiener Damenhaft
Verlag Turia + Kant 2005
ISBN 3-85132-438-2
Euro 22
Foto: Verlag Turia + Kant