Autorin Fahimeh Farsaie
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Aktuelle politische Debatten greift die 300. Neuerscheinung des Ulrike Helmer Verlags auf: "Eines Dienstags beschloss meine Mutter Deutsche zu werden" von Fahimeh Farsaie. Im Mittelpunkt des satirischen Romans steht die in Köln wohnende und aus dem Iran stammende Familie Azad, bestehend aus Mutter Sima, Vater Abbas, Sohn Reza und Tochter Roya, der Berichterstatterin. Eines Tages beschließt Sima, Deutsche zu werden - und stürzt sich und die Familie damit in Recherche- und nahezu Depressionszyklen. Denn, was heißt es bloß, Deutsche zu werden?

Zur "deutschen Lebensart" widersprechen sich die Politiker/innen in ihren Erklärungen und den Medienberichten, sodass sich Mutter Sima immer verwirrter fragt, wie sie als Einbürgerungskandidatin vor dem Amt eine erfolgreiche Integration beweisen könnte. Zu Hilfe eilt der alleinstehende Nachbar Herbert Weigel, der Sima über klassische Musik und Tierschutz in die deutsche Kultur einführt und damit Abbas' "warmen und hellen Familienhort" gefährdet. Der Familienvater wendet sich daraufhin der islamischen Mystik zu. Dazwischen stehen die harmoniebedürftige Tochter Roya, welche versucht, den Familienfrieden wieder herzustellen, sowie Sohn Reza (alias Ryan), der bei Freund Kai angeblich Chemie lernt ...

Migration

Fahimeh Farsaie, Autorin und Journalistin iranischer Herkunft (geb. 1952 in Teheran), widmet sich in ihrem Roman "Eines Dienstags beschloss meine Mutter Deutsche zu werden" auf sehr unterhaltsame und oft subtile Weise Widersprüchen im menschlichen Leben: Sehnsüchte und Zwänge, Ansprüche und Wirklichkeit, Migration und Einbürgerung. Die Exiliranerin und nunmehrige deutsche Staatsbürgerin war wegen einer Erzählung unter dem Shah-Regime 18 Monate inhaftiert und wurde auch unter der Khomeini-Regierung verfolgt.

Den Themen Flucht, Exil und der schwierigen Situation von Migrant/innen in Deutschland (und anderen Ländern Europas) nähert Farsaie sich ironisch und humorvoll, denn "engagierte Literatur muss nicht unbedingt über der Leserschaft schweben und nicht verbittert klingen". Engagierte Literatur kann vielmehr leicht und schwer zugleich sein, Themen streifen und doch in den Mittelpunkt stellen, Leser/innen in eine persische Familie in Deutschland entführen und Geschlechtsstereotypen und Vorurteile in unserer Gesellschaft aufdecken. (dy)