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Alice Schwarzer: Dass sich Frauen wieder an den Herd zurück sehnten, sei "völligen Quatsch".
Foto: AP/MARKUS SCHREIBER
Hamburg - Nun hat sich auch die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer zur Debatte um die Forderung nach einem neuen Feminismus kritisch geäußert. "Warum sollten wir den Feminismus alle zwanzig Jahre neu erfinden? Was wir brauchen, ist ein neuer Elan, den Feminismus auch endlich umzusetzen", ließ die "Emma"-Herausgeberin in einer Aussendung verlauten.

Behauptungen, die in Deutschland durch das neue Buch der ehemaligen "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman - siehe dazu Kommentar - laut wurden, nach denen die Emanzipation den Frauen nur geschadet habe und sie sich wieder an den Herd zurück sehnten, nannte sie "völligen Quatsch". Solche "Zurück-ins-Haus-Parolen - übrigens vorwiegend ausgegeben von Karrierefrauen" - seien pure Provokation und Geschäftemacherei: "Wir Frauen haben besseres zu tun, als uns durch solche Spielchen aufhalten zu lassen."

Ökonomische Autonomie von Frauen

Über 95 Prozent aller jungen Frauen wollten in den Beruf. Der Staat schaffe mit neuen Gesetzen gerade selber die Hausfrau ab: Witwenrenten werden gekürzt und Versorgungsansprüche Geschiedener gestrichen, meinte Schwarzer. "Alle Weichen stehen auf eigenständige ökonomische Existenz von Frauen." Jede/r, der den Frauen etwas anderes erzähle, locke sie in eine Sackgasse. "Denn Feminismus, das bedeutet uneingeschränkt gleiche Chancen und Rechte - inklusive Pflichten! - für Frauen wie Männer." Nichts anderes wolle eine überwältigende Mehrheit der Frauen von heute. Auch die meisten Männer seien für die alten Verhältnisse längst nicht mehr zu haben.

"Frauen sollen öfter den Mund halten"

Interessiert beobachte sie die Reaktionen auf das "Anti-Emanzipation-Geplapper einer Eva Herman", das prompt einen breiten Protest der Frauen und ein erstauntes Kopfschütteln bei vielen Männern provoziere. "Der trockene Kommentar meines Tankwarts zu der Schlagzeile "Frauen sollen öfter den Mund halten" lautete: 'Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben...'".

Frauen wollten es heute besser machen als ihre Mütter, die sie oft als sehr zerrissen erlebt hätten. "Nur haben sie sich vielleicht Illusionen gemacht und nicht erkannt, dass alles hart erarbeitet werden muss. Irgendjemand hat ihnen erzählt, sie könnten 'alles' haben und zwar sofort: Karriere, Kinder und ewige Kleidergröße 38." Das stimme nicht. Frauen müssten Kompromisse machen. Schwarzer: "Feministinnen finden nur: Frauen sollten diese Kompromisse nicht länger alleine, sondern zusammen mit den Männern machen."

Trotz aller Hindernisse seien Frauen in den letzten dreißig Jahren mit Siebenmeilenstiefeln vorangegangen. "Mädchen erobern sich heute mit Schwung die Welt des Wissens - und die Jungen ziehen sich beleidigt ins Kraftmeiern zurück. Ich bin sicher, dass gerade die Mädchen und jungen Frauen trotz aller Rückschläge und Störmanöver ihren Weg gehen werden." (APA/dpa)