Lea Susemichel und Saskya Rudigier in der an.schläge-Redaktion
Foto: an.schlaege

Teil 2 der dreiteiligen dieStandard.at-Reihe zur feministischen Medienlandschaft in Österreich geht am Beispiel der feministischen Magazine "[sic!]" und "an.schläge" der Frage nach den Finanzen und dem Lohn bei feministischen Medien nach.

"Ich selbst habe verbreitet, dass es die [sic!] vermutlich nicht weiter gibt", gesteht Hilde Grammel. Sie ist neben Ursula Kubes-Hofmann, Susanne Hochreiter und neuerdings zwei Studentinnen, eine der Redakteurinnen der "[sic!]", dem "Forum für feministische Gangarten". Denn nachdem eine Förderung weg fiel, stand die Zeitschrift wieder einmal kurz vor dem Aus. Und das obwohl Anfang der 1990er alles optimistisch und kämpferisch begann: Nachdem die KPÖ wegen finanzieller Probleme die "Stimme der Frau" einstellte, befand eine Gruppe von etwa 20 Frauen, dass eine linke, politische Nachfolgerin, die Platz für verschiedene feministische Zugänge bietet, her muss. Im November 1993 konnte dank tatkräftigem Engagement von Ursula Kubes-Hofmann die "[sic!]" aus der Taufe gehoben werden.

Das Bestreben, eine vierteljährliche Zeitschrift, die sich auch finanziell trägt, auf die Beine zu stellen, ist allerdings zu einem ständigen Kampf um Ressourcen mutiert. Viele ehemalige Redakteurinnen können sich heute nur mehr um ihren Brotjob kümmern und "dank" der letzten schwarz-blauen Regierung müssen Frauenprojekte um kleiner werdende Fördertöpfe buhlen.

Kampf

Hilde Grammel hat dennoch nicht aufgegeben. Sie schätzt, dass sie neben ihrer Arbeit als Lehrerin in ein Frauennetzwerk eingebunden ist und Themen eins zu eins auf Papier bringen kann, ohne gegen männliche Blattmacher ankämpfen zu müssen. Allerdings zehren die Zusatzaufgaben wie Aboverwaltung, Administratives, das Zeitungsarchiv und der ewige Kampf ums Geld auch an den Energien von Hilde Grammel: "Der Stress nervt, Zeit für Erholung bleibt da wenig."

"an.schläge"

Auszeiten gibt es auch beim feministischen Magazin "an.schläge" kaum, da die Zeitschrift als einzige Feministische in Österreich monatlich erscheint. Noch bevor eine Ausgabe verschickt ist, plant das 12-köpfige Redaktionsteam im Alter von 20 bis 50 Jahren, von dem allerdings nur zwei Frauen halbtags bezahlt werden können, bereits das nächste Heft und sucht nach Autorinnen. Dass Aktualität und die Kritik am politischen Geschehen ebenso wie der Einblick in feministische Projekte ein Anspruch des 1983 gegründeten Nachrichten-Magazins sind und bis auf den Druck alle Arbeitsschritte – vom Redigieren über das Layout bis hin zu Versand, PR und Förderansuchen – alles selbst erledigt werden muss, erleichtert die Aufgabe nicht.

Die Arbeit gleicht deshalb auch im feministischen Zusammenhang einem Hürdenlauf, den viele Frauen im Kampf ums finanzielle Überleben aus ihrem Alltag kennen. Deshalb machten die "an.schläge" in der eigenen TV-Sendung auf OKTO mit einem Hürdenlauf selbstironisch auf die Problematik aufmerksam. Trotzdem lohnt es sich für Saskya Rudigier und Lea Susemichel, die beiden koordinierenden Redakteurinnen, und Trainee Irmi Wutscher, an einem feministischen Magazin mitzuarbeiten: "Es geht um Empowerment von Frauen und Transgenderpersonen. Wissen ist Macht, man braucht es, um etwas verändern zu können", meint Lea Susemichel. Deshalb versucht das Team bei möglichst vielen Veranstaltungen präsent zu sein und ständig neue LeserInnen zu gewinnen. "Und Frauen zu vernetzen", betont Saskya Rudigier. Denn eines wissen die Redakteurinnen genau: "You can feminism!"

Dass man trotz aller Selbstausbeutung auch anstrengend bleiben muss, um die Gesellschaft frauenfreundlicher zu machen, haben auch die Youngsters unter den Feministinnen erkannt und mit "fiber" und "lila" zwei weitere feministische Medien beigesteuert. Mehr zur Frage, warum Feminismus auch junge Frauen interessiert, im dritten Teil.
(Martina Madner)