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Neu ist dieses Buch nicht gerade, aber aktueller denn je. Denn immer häufiger erkranken Frauen in der Lebensmitte - vorwiegend zwischen 40 und 50 Jahren - an Ess-Störungen. Sie hungern sich zu Skeletten oder leiden am Bulimie-Syndrom, der Ess-Brech-Sucht. Die Ursachen für den autoaggressiven Umgang mit dem eigenen Körper sind vielfältig und doch lassen sie sich auf einige wenige Faktoren zusammen fassen.

 

Das "Forever young"- und "Anti-Aging"-Diktat, das unsere Gesellschaft durchflutet, beeinflusst vor allem in Kombination mit der Abwertung alter Frauen immer mehr weibliche Menschen. Dass sie dem propagierten Ideal einer schlanken und damit assoziierten jugendlich und fit aussehenden als "begehrenswert" definierten Frau entsprechen möchten, erscheint verständlich. Der Preis dafür jedoch enorm.

"Wenn sich die Figur verändert und das Idealbild des straffen, schlanken Körpers nicht mehr zu verwirklichen ist, glauben viele Frauen, an Wert zu verlieren. Mit aller Macht versuchen sie, dem entgegen zu wirken, indem sie sich in teuren Fitnessstudios trimmen, sich kostspieligen, manchmal riskanten Schönheitsoperationen aussetzen oder sich immer wieder neuen Diäten unterziehen, hungern oder erbrechen", schreibt Kathrin Seyfahrt, ehemals selbst Betroffene - siehe Rückkehr in ein "normales" Leben - in ihrem Buch "Der Traum von der jungen Figur".

Zusätzlich kann es durch existentielle Veränderungen wie Trennung, Scheidung und / oder Auszug der erwachsenen Kinder in den Jahren des Wechsels zu einer Ess-Störung kommen. Einige der Frauen, die in Kathrin Seyfahrts Buch zu Wort kommen, waren in ihren jungen Jahren in der einen oder anderen Form essgestört und fielen zwanzig Jahre später aufgrund solcher Probleme wieder in die Sucht zurück. Zuviele Zäsuren - veränderte Körperformen, Altersängste und private Probleme bzw. notwendige Umorientierungen schienen ihnen nicht verkraftbar und den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Wenigstens eine, wenn auch vermeintliche Sicherheit sollte her: die Kontrolle der Nahrungsaufnahme, um das Ausufern beherrschen zu können. (dieStandard.at/dabu, 12.09.2007)