London - Kann die Antibabypille die Geruchspräferenzen von Frauen so verändern, dass sie "falsche" Männer wählen, mit denen ihre Chancen auf Nachwuchs nach abgesetzter Pille geringer sind? Darauf deuten zunächst Tests an Mäusen. Sie können Immunitätsgene - "major histocompatibility complex" (MHC) - anderer Mäuse erschnüffeln und wählen Partner, deren Gene sich stark von den eigenen unterscheiden: Die Mischung verschiedener MHCs erhöht die Chancen auf gesunden Nachwuchs. Mäuse und Menschen Nun sind Menschen keine Mäuse, und es ist höchst umstritten, wie weit der Geruch bei ihnen das Verhalten mitsteuert. Trotzdem zeigte ein Versuch Schweizer ForscherInnen dieselbe Präferenz: Mensch ließ Frauen an von Männern getragenen T-Shirts auf Sympathie schnuppern, und sie wählten die von ihnen entlegenen Gene. Das hatte maensch erwartet, aber eine Untergruppe überraschte: Frauen, die die Pille nahmen, bevorzugten den Ruch eng verwandter Gene. Das könnte daran liegen, dass Frauen in der Schwangerschaft - auch in der dem Körper durch die Pille vorgespielten - sich eng an ihre Verwandten halten. Aber es könnte den fatalen Effekt haben, dass Paare, die sich während der Pilleneinnahme der Frau fanden, schwerer zu Kindern kommen. Schmaler Genpool Hinweise gibt es aus der Intra-Uterin-Fertilisation - sie funktioniert bei MHC-ähnlichen Eltern schlechter -, Hinweise gibt es auch von Analysen an Hutterern, einer religiösen Gruppe in den USA, die seit Jahrhunderten in sozialer Isolation lebt. Aber wegen ihrer Isolation sind die Hutterer wieder wenig aussagekräftig: Ihr Genpool ist extrem schmal. Und umgekehrt haben Tausende von Untersuchungen der Pille keine Störungen der Fruchtbarkeit nach dem Absetzen gezeigt. Aber dem speziellen Problem der Partnerwahl war noch keine dieser Studien gewidmet. (New Scientist, Nr. 2277, S. 36) (jl - DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 15.2.2001)