Wien - Eine "unbequeme" ÖVP-Politikerin wird 75: Marga Hubinek, erste Frau im Präsidium des Hohen Hauses und engagierte Kämpferin für Frauenpolitik und Umweltfragen, feiert am kommenden Sonntag, 20. Mai, Geburtstag. Aus der "großen" Politik ist Hubinek 1990 ausgeschieden, in der "kleineren" ist sie nach wie vor als Gemeinderätin im niederösterreichischen Breitenfurt aktiv. 1987 lehnte sie aus privaten Gründen die Funktion der Umweltministerin ab. Marga Hubinek wurde am 20. Mai 1926 in Wien geboren. 1945 begann sie ein Studium der Germanistik und der Geschichte, das sie 1949 mit einer Dissertation über die Gewerkschaftsbewegung unter Betonung der sozialpolitischen Diskussion abschloss. Politische Vielseitigkeit Ihre berufliche Laufbahn begann Hubinek 1952 in der Wiener Handelskammer, für die sie 1954 im neu geschaffenen Fonds der Wiener Kaufmannschaft die Leitung des Schulreferats übernahm. Diese Funktion übte sie bis 1990 aus. Politisch war Hubinek schon in ihrer Studentenzeit engagiert: Zuerst in der Österreichischen Hochschülerschaft, dann im Akademikerbund, in der VP-Frauenbewegung - 1970 bis 1988 als Wiener Landesleiterin, 1970 bis 1974 als stellvertretende Bundesleiterin - und im ÖAAB. In die Arbeitnehmerorganisation der ÖVP sei sie eher "zufällig" gekommen, sagte Hubinek. Dazu beigetragen habe, dass damals der Wiener Wirtschaftsbund-Obmann Karl Lakowitsch "sehr frauenfeindlich" gewesen sei. 1973 bis 1975 war Hubinek außerdem Vorsitzende des Österreichischen Familienbundes, von 1970 bis 1987 Familiensprecherin ihrer Partei. Ihre höchste Parteifunktion erlangte sie am 29. Februar 1980, als sie zur Stellvertreterin des Bundesparteiobmannes gewählt wurde (bis 1986). Am 11. Dezember 1959 zog Marga Hubinek in den Wiener Gemeinderat ein. Am 31. März 1970 wechselte sie in den Nationalrat über. Am 19. Februar 1986 wurde Hubinek - als Nachfolgerin des plötzlich verstorbenen Roland Minkowitsch - Zweite Nationalratspräsidentin. Sie war damit die erste Frau im Präsidium des Hohen Hauses, dem sie bis 4. November 1990 angehörte. Von 1973 bis 1991 war Marga Hubinek auch Delegierte zum Europarat. Frauen- und Umweltthemen Marga Hubinek engagierte sich stets für Frauenfragen und Umweltthemen. In beiden Bereichen geriet sie immer wieder in Konflikt mit ihrer Partei. Der frühere Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer entzog ihr wegen ihres Einsatzes gegen den Bau eines Kraftwerkes im Dorfertal sogar offiziell das Du-Wort. "Unendlich reizvoll" wäre für sie daher die Aufgabe gewesen, zu Beginn der Großen Koalition Anfang 1987 das Umwelt- und Familienministerium zu übernehmen. Sie sei für diese Funktion jedenfalls "die erste Wahl" des damaligen ÖVP-Obmannes Alois Mock gewesen, habe aber aus familiären und beruflichen Gründen abgelehnt. (APA)