Vilnius/Stockholm - Die schwedische EU-Ministerin Birgitta Ohlsson hat Litauen wegen seiner gegen Homosexualität gerichteten Politik scharf kritisiert. Die anhaltenden Versuche von Stadtregierung und mehreren Parlamentsabgeordneten, die heuer in Vilnius geplante "Baltic Pride"-Parade von sexuellen Minderheiten zu verhindern, seien eine Schande für Litauen, befand die Ministerin. Es sei "sehr traurig, dass sich ein EU-Land auf diese Weise blamiert".

Neonazis dürfen, Homosexuelle nicht

Ohlsson gab auch zu bedenken, dass während die Politik der "Baltic Pride" jedes erdenkliche Hindernis in den Weg lege und diese zumindest an den Stadtrand drängen wollen, sehr wohl ausländerfeindliche und neonazistische Organisationen in zentraler Lage in Vilnius demonstrieren dürften.

Alternative der Stadt: Demozug am jüdischen Friedhof

Die für 8. Mai geplante "Baltic Pride"-Parade soll nach Vorstellung der Stadt Vilnius am Stadtrand stattfinden. Ursprünglich hatten die VeranstalterInnen ihren Umzug in der Altstadt von Vilnius geplant. Danach hatte die Stadtregierung das Gelände eines ehemaligen jüdischen Friedhofes als Alternative vorgeschlagen. Diese Idee stieß nicht nur bei den "Baltic Pride"-Verantwortlichen auf Ablehnung, sondern rief auch bei der jüdischen Gemeinde in Vilnius scharfen Protest hervor.

Appell an EU-Politik

Ohlsson äußerte ihre Kritik an Litauen am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz zum Thema Entwicklungspolitik in Stockholm. Die liberale Politikerin will selbst an der Parade teilnehmen. Seit ihrem Amtsantritt im Februar hat sich Ohlsson in der Sache bereits mehrfach engagiert. Unter anderem hatte sie MinisterkollegInnen und ParlamentarierInnen aus der EU aufgerufen, am 8. Mai zur Unterstützung der Rechte von sexuellen Minderheiten nach Vilnius zu reisen. (APA/Ag.)