Wien - Der Ausbau der Kinderbetreuung, mehr Väter in Karenz und verpflichtende Berufsorientierung in der Schule - das sind nur drei der möglichen Maßnahmen für mehr Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt. Sie sind im Nationalen Aktionsplan (NAP) für Gleichstellung enthalten, den Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek am Mittwoch präsentiert hat. Die Ministerin räumte dabei auch ein, dass es nicht für alle Maßnahmen Konsens in der Regierung gibt.

Nichts unerwartetes

Rund ein Jahr lang haben sich 150 ExpertInnen mit dem Thema beschäftigt und Vorschläge erarbeitet. 55 davon finden sich gebündelt im nun vorgestellten NAP. "Wir haben das Rad nicht neu erfunden", ebenso wenig finden sich darin Sensationen, schickte Heinisch-Hosek voraus. So enthält der Bericht dann auch bereits bekannte Empfehlungen, wie etwa Frauen verstärkt in Führungspositionen zu bringen.

Väterkarenz nicht mehr "exotisch"

Ein zentraler Punkt sei der Ausbau von Kinderbetreuung, die zusätzlichen Plätze sollen in den nächsten drei Jahren durch eine Umschichtung finanziert werden, erklärte die Ministerin. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) könnten durch die Streichung des Alleinverdienerabsetzbetrages für Kinderlose 60 Millionen Euro in die Kinderbetreuung investiert werden. Für Herbst kündigte Heinisch-Hosek weiters eine Kampagne für Väterkarenz an. Nicht nur die Papas, auch die Firmen gelte es zu überzeugen: "Wir müssen die Unternehmensführung dafür gewinnen, dass Väterkarenz nichts Exotisches mehr ist."

Quote und atypisch Schnuppern

Ein weiterer Vorschlag betrifft eine Selbstverpflichtung für mehr Frauen in den Führungsetagen staatsnaher Betriebe. Damit soll der Anteil von Frauen bis zum Jahr 2013 auf 25 Prozent und bis 2018 auf 40 Prozent gesteigert werden. Verpflichtend hingegen sollen SchülerInnen künftig über "geschlechtsuntypische" Berufe informiert und dafür interessiert werden.

"Projekt zieht sich wie Kaugummi"

Die Frauenministerin lobte bei der Präsentation die gute Zusammenarbeit aller Ressorts und der Sozialpartner. Gleichzeitig räumte sie ein, dass nicht bei allen Vorschlägen Konsens herrsche. Gerade bei der Frauenquote - Heinisch-Hosek forderte wiederholt eine 40-Prozent-Frauenquote auch in der Privatwirtschaft - spießt es sich. "Nicht alle Maßnahmen werden von allen geteilt, das ist klar", so die Ressortchefin. Die Bereiche sollen nun "nacheinander" angegangen werden "und dann schauen wir, was wir erreichen können." Sie werde jedenfalls versuchen, den Regierungspartner mit Beharrlichkeit zu überzeugen. Die dürfte es brauchen, denn, so erklärte sie: "Das Projekt zieht sich wie Kaugummi. Eine verpflichtende Quote spielts nicht in Österreich."

Etwas das sie hingegen bereits als "bahnbrechend" feierte, ist der verpflichtende Einkommensbericht ab 2011 für Unternehmen mit mehr als 1.000 MitarbeiterInnen. Ebenfalls zu mehr Transparenz soll ein Lohn- und Gehaltsrechner nach Schweizer Vorbild beitragen. 

Neue Männerbilder

Mit den nun vorliegenden 55 Maßnahmen ist der Prozess abgeschlossen. Nun gehe es darum, dass alle Ressorts und Sozialpartner ihren Beitrag leisten. "Eine Lösung alleine gibt es nicht. Es braucht auch neue Männerbilder und den Abbau von Rollenklischees", stellte Heinisch-Hosek fest. 

Wirtschaft gibt grünes Licht

Industriellenvereinigung (IV) und Wirtschaftskammer (WKÖ) sicherten als Reaktion ihre Mitarbeit auf dem Weg zur Gleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt zu. Die Arbeiterkammer (AK) verwies darauf, dass sie bereits ab 2011 auf freiwilliger Basis Einkommensberichte legen wird.

Kritikpunkt Unverbindlichkeit

Kritik übte die Opposition. Heinisch-Hosek sei "leider immer noch weit von Lösungen entfernt", erklärte BZÖ-Frauensprecherin Schenk. Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, pochte auf gesetzlich verpflichtende Maßnahmen: "Unverbindliche Empfehlungen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen gibt es schon seit Jahrzehnten, ohne Quoten geht es nicht."

Die Zielsetzungen der Frauenministerin gingen völlig an den realen Problemen der meisten Frauen in Österreich vorbei, kommentierte FPÖ-Frauensprecherin Gartelgruber den Aktionsplan und forderte eine Anstrengung in Richtung Aufwertung der Teilzeitstellen, in denen Frauen am meisten beschäftigt sind. (APA)