Frauen kaufen Essen. Frauen stehen ständig unter Strom. Frauen rackern wie blöde. Frauen organisieren übers Telefon. Oh, Frauen sind allzeit bereit. Doch Frauen bestechen weder durch ihr Geld noch durch ihre Lässigkeit.

Das ist quasi die neue Antithese zu Herbert Grönemeyers altem Hit "Männer". Denn für dieselbe Arbeit bekommen weibliche Angestellte hierzulande im Schnitt um ein Viertel weniger auf ihr Konto als ihre männlichen Kollegen. Oder, anlässlich des Equal Pay Day, in Tagen ausgedrückt: Rein statistisch gesehen hackeln Österreichs Frauen - im Vergleich zu Männern - ab heute, dem 29. September, bis zum Jahresende umsonst.

Und das bei gleicher Qualifikation, derselben Anzahl von Dienstjahren und in Vollzeitjobs. Gratulation, für diese systematische Benachteiligung vom Boden- bis zum Neusiedler See belegt das Land in der Union den vorletzten Platz, was Einkommensgerechtigkeit betrifft.

Nun kann man freilich erneut Grönemeyer strapazieren - und dagegenhalten: Männer sind furchtbar schlau (bei Gehaltsverhandlungen). Männer bauen Raketen (haben wichtigere Posten). Und Männer machen alles ganz, ganz genau (sind einfach besser).

Genau wegen Stereotypen wie diesen streift das stärkere Geschlecht auch im dritten Jahrtausend mehr ein und steigt leichter auf, obwohl die Tatsachen längst dagegensprächen. Denn an den Hochschulen liegt die Zahl der Absolventinnen - außer in technischen und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen - mittlerweile höher als jene der Absolventen. Und trotzdem haben dort nach wie vor Professoren und Rektoren das Kommando. Dass sich in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen bis heute auf zehn Sesseln neun Männer breitmachen, kann man auch schlicht so interpretieren, dass Frauen schlechter packeln. Selbst im Bundesdienst beträgt der Anteil weiblicher Sektionschefs und Gruppenleiter noch immer bloß ein Fünftel.

Das alles soll auf das bescheidenere Selbstbewusstsein berufstätiger Frauen zurückzuführen sein, die halt bei Lohnverhandlungen kleinlaut werden und sich bei vakanten Führungsjobs lieber ducken? Unsinn. Gerade weil nahezu jeder Unternehmer Stein und Bein schwört, dass es in seiner Firma keine Diskriminierung bei den Gehältern gebe, spricht gar nichts dagegen, ab sofort sämtliche Lohnzettel auf den Tisch zu legen.

Um endlich Gerechtigkeit walten zu lassen, nützt keinesfalls jene Transparenz, die das neue Gleichbehandlungsgesetz vorsieht, wonach Betriebe mit mehr als 1000 Mitarbeitern demnächst zu irgendwelchen anonymisierten Einkommensberichten angehalten sind. Noch dazu, wo den Firmenbossen nicht einmal Sanktionen drohen, wenn sie unkorrekte oder überhaupt keine Angaben machen.

Dafür haben in dem Entwurf jene Arbeitnehmerinnen, die sich allzu laut über ihr zu mickriges Gehalt beschweren, saftige Strafen zu erwarten. Das ist doch eine Frechheit, meine Herren. Auch wenn sich die rote Frauenministerin nach Interventionen von der Arbeiterkammer bis zum Gewerkschaftsbund noch bemüht, diese drohenden Pönalen zu streichen, ist und bleibt die gesamte Novelle für den Arbeitsalltag ein zahnloser Papiertiger.

Für Fairness braucht es den schonungslosen Blick auf die Lohnlisten und entsprechende Konsequenzen daraus. Angeblich sind Männer ja auch furchtbar stark - aber da kommt vielen Kollegen doch das große Zittern. (Nina Weißensteiner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.9. 2010)