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Schreckensbild "Bitterfotzen Amazonen": Das gemeinsame Feindbild von der gegangenen Gleichstellungsbeauftragten Ebeling und Männerrechtlern.

Foto: REUTERS/Petar Kujundzic

Was muss eine Gleichstellungsbeauftragte falsch machen, damit man sie abwählt? Monika Ebeling im niedersächsischen Goslar macht's vor: Sie sperrte sich gegen "einäugige", sprich feministische, Agenden und legte sich für Männersachen ins Zeug. Und vergaß dabei selbst, ihr zweites Auge offen zu lassen. Sie boykottierte eine Ausstellung eines Netzwerks gegen häusliche Gewalt, attestierte einer weiteren Anti-Gewalt-Aktion (Stichwort Semmerl-Sackerl aka Brötchen-Tüten) Männerfeindlichkeit und wurde im Gegenzug nicht müde, für die unterjochten Männer in die Bresche zu springen.

Das stieß der Stadt, die Ebeling als Gleichstellungs- und nicht als Männerbeauftragte eingesetzt und bezahlt hat, schließlich sauer auf. Die Linken wollten ihren Abgang, Unterstützung kam von den Grünen und der Homebase der Renegatin, der SPD: Ebeling wurde letzte Woche mit 25 zu 10 Stimmen des Amtes verwiesen, die Stelle soll künftig nur mehr ehrenamtlich besetzt werden. Ihrem Einsatz gegen den staatlich verordneten Feminismus will Ebeling weiterhin nachkommen - und dagegen ist gar nichts einzuwenden, im Gegenteil: Eine überzeugte Frau soll ihren Weg gehen. Das Gleichbehandlungsbüro war allerdings die unpassende Kampfzone.

Dass das diverse Männerrechtsgruppierungen so nicht sehen, überrascht nicht: Die Feministinnen - von Ebeling vornehm "verbitterte Alt-Feministinnen", in Internetforen "Bitterfotzen Amazonen" genannt - haben eine edle Reckin im Kampf gegen das Unrecht zur Strecke gebracht, vernimmt man dem Internet-Tenor. Eine Frau, die das Gleichbehandlungsgebot der Stunde (für benachteiligte Männer) umsetzen wollte und gescheitert ist an den feingesponnenen Netzwerken der Feministinnen, wird da schnell zur Symbolfigur. Ein gestürzter Engel, der so ungemein vorbehaltlos die Dinge ansprach, die vielen Männern auf der Seele brennen: "Verhütungsbetrug", "Schwangerschaftsbetrug", "Zwangsvaterschaft", "Zwangsarbeit für die aufgezwungene Frau/Familie", die "tabuisierte Frauengewalt" - der ganze Pulk an Problemen eben, die sich aus "gesellschaftlich befürworteter Männerverachtung" entwickelt haben.

Ebeling packt auch in ihrem Blog alle möglichen Argumente gegen das drohende Matriarchat in verräterische Worthülsen mit wissenschaftlichem Anstrich: Sie lässt Walter Hollstein der guten Sache ebenso wie Gerhard Amendt fürsprechen. Dass es ihr mit solchem Backup nicht um Gleichbehandlung, sondern um die Beendigung selbiger geht, dämmert spätestens bei diesen Namen.

Ebeling hätte sich besser die Job Description durchgelesen, bevor sie den Posten als "Gleichbehandlungsbeauftragte" angenommen hat: Mit so wenig Verständnis für den geschlechtsneutralen Ansatz hatte sie dort nichts verloren. Bei einer offensiven Ablehnung ihres Kernaufgabengebietes muss man gar nichts von Feministinnen-Netzwerken und feministischer Verschwörung munkeln: Das wäre so, als wittere man ein Komplott der FIFA, wenn sie Marlies Schild nicht bei der Fußball-WM aufstellen. Ebeling war einfach fehl am Platz. (bto/dieStandard.at, 24.5.2011)